Trauer nach Schießerei in Sikh-Tempel:"Warum? Wir sind doch friedliebende Menschen"

Amerika trauert abermals: Nicht einmal drei Wochen nach dem Amoklauf von Aurora erschüttert erneut ein Gewaltverbrechen die USA. Sechs Menschen sterben bei einer Schießerei in einem Sikh-Tempel in Wisconsin. Das Land trauert mit den Angehörigen der Glaubensgemeinschaft - und sucht nach dem Motiv für die Bluttat.

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Amerika trauert abermals: Nicht einmal drei Wochen nach dem Amoklauf von Aurora erschüttert erneut ein Gewaltverbrechen die USA. Sechs Menschen sterben bei einer Schießerei in einem Sikh-Tempel in Wisconsin. Das Land trauert mit den Angehörigen der Glaubensgemeinschaft - und sucht nach dem Motiv. Geste der Solidarität: Aus Leuchtbuchstaben bilden Menschen in Milwaukee den Satz "Wisconsin weeps" (Wisconsin weint). Die Bluttat am Sonntag (Ortszeit) ereignete sich nur wenige Kilometer von der größten Stadt Wisconsins entfernt, im Vorort Oak Creek.

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Nach der Schießerei mit sechs Toten in dem Sikh-Tempel meldet sich umgehend auch Barack Obama zu Wort. Er sei "zutiefst betrübt", sagte der US-Präsident, der seinen Landsleuten erst vor knapp drei Wochen Trost hatte zusprechen müssen. Damals kamen beim Amoklauf des 24-Jährigen James Holt in einem Kino in Aurora im US-Bundesstaat Colorado zwölf Menschen ums Leben. Seine Regierung werde jegliche notwendige Unterstützung gewähren, um das Verbrechen aufzuklären, sagte Obama jetzt. Er betonte, die Sikh bereicherten die amerikanischen Kultur und seien "Teil unserer größeren amerikanischen Familie".

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Am Sonntagvormittag (Ortszeit) war der bislang unbekannte Täter in das Gotteshaus der Sikh in Oak Creek eingedrungen und hatte das Feuer eröffnet. Die Behörden halten sich auch einen Tag nach der Tat mit Informationen zum genauen Ablauf zurück. Lokalsender berichteten jedoch, die tödlichen Schüsse seien während der Vorbereitungen für ein gemeinsames Mittagessen der Gläubigen gefallen. Zum Zeitpunkt der Attacke hätten sich bis zu 100 Menschen in dem Gebäude aufgehalten.

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Neben den sechs Toten gab es auch mehrere Verletzte. Die Opfer erlitten nach Angaben eines Krankenhaussprechers zum Teil Schusswunden in der Bauchgegend, im Gesicht und im Nacken. Ihr Zustand sei "kritisch". Auch die Polizei, die nach dem Notruf mit einem Großaufgebot am Tatort war, hat Verletzte zu beklagen. Ein Polizeibeamter wurde nach Angaben des zuständigen Polizeichefs John Edwards von dem Täter unter Beschuss genommen, während er einem Opfer zu helfen versuchte. Ein zweiter Polizist konnte den Schützen dann stoppen.

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Die Behörden stufen das Blutbad in "eine Art heimischen Terrorismus" ein. Demnach geht die Polizei zum jetzigen Zeitpunkz von der Annahme aus, dass der Anschlag gezielt der Sikh-Gemeinde galt.

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Der Sikhismus ist eine im 15. Jahrhundert in Indien entstandene monotheistische Religion. Sie hat weltweit 27 Millionen Anhänger. Gläubige Sikhs lassen sich ihr Haar wachsen und tragen Bärte. Nach Angaben der in Washington ansässigen Sikh Coalition wurden in den USA seit den Anschlägen vom 11. September 2001 mehr als 700 Gewalttaten gegen Sikhs in den USA verzeichnet. Einige Menschenrechtsaktivisten verweisen darauf, dass Sikhs wegen ihrer Bärte und Turbane oft mit Muslimen verwechselt werden.

Trauer spiegelt sich in den Gesichtern der Gläubigen wider. Ein Gemeindemitglied äußerte sich fassungslos über die Bluttat. "Warum?" fragte er. "Wir sind doch friedliebende Menschen. Wir achten unsere Mitmenschen."

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Während sich die Behörden mit Einzelheiten zurückhalten, schildern Augenzeugen US-Medien den Ablauf der schrecklichen Ereignisse. Eine junge Frau berichtet, ihre Mutter habe mit etwa 14 anderen Frauen das Essen in der Küche des Tempels vorbereitet, als der Täter aufgetaucht sei und das Feuer eröffnet habe. Die Gruppe sei dann zur Speisekammer geflüchtet.

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Ein Vater und seine kleine Tochter haben Lichter zum Gedenken an die Toten entzündet. In die Trauer mischen sich aber zunehmend auch ...

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... drängende Fragen nach den Hintergünden der Gewalttat. Bislang "konnte (...) kein Motiv festgestellt werden", teilt eine Sprecherin der Bundespolizei FBI mit. Solange die Motivlage unklar ist, sind die Behörden in erhöhter Alarmbereitschaft. In New York und Chicago teilt die Polizei mit, dass die dortigen Sikh-Tempel als Vorsichtsmaßnahme zusätzliche Aufmerksamkeit erhalten würden.

© Süddeutsche.de/dpa/dapd/Reuters/AFP/jobr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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