Toter Fluggast in Großbritannien:"Opa schläft immer so"

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Eine Deutsche hat mit Hilfe ihrer Tochter versucht, am Flughafen von Liverpool ihren verstorbenen Mann im Rollstuhl einzuchecken - um Kosten zu sparen, vermuten britische Medien.

Makabrer Vorfall am John-Lennon-Flughafen in Liverpool: Zwei deutsche Frauen sollen versucht haben, einen verstorbenen Alzheimer-Patienten im Rollstuhl für einen Flug nach Deutschland einzuchecken. Nach Polizeiangaben wollten die 66 Jahre alte Witwe und die 41-jährige Stieftochter des verstorbenen 91-Jährigen dessen Leiche an Bord einer Easyjet-Maschine nach Berlin-Schönefeld bringen. Möglicherweise wollten sie die Kosten für eine professionelle Leichenüberführung sparen, berichteten britische Medien.

Über die Vorgänge am in Liverpool gab es jedoch äußerst widersprüchliche Darstellungen. Die beiden Frauen wurden gegen Kaution zunächst wieder freigelassen.

Nach den Erkenntnissen der Ermittler war der 91-Jährige, der mit einem Rollstuhl und Sonnenbrille in den Flughafen gerollt wurde, bereits mehr als 24 Stunden tot, als er für den Flug Richtung Berlin angemeldet wurde. Die Frauen wollten gemeinsam mit dem alten Mann nach Deutschland fliegen, ihr Wohnsitz befindet sich in Oldham bei Manchester.

Enkelkinder als Verstärkung

Die Daily Mail berichtete, die Frauen seien in Belgeitung von drei Enkelkindern zum Flughafen gefahren. Flughafen-Mitarbeiter halfen dabei, den Mann aus einem Taxi in den Rollstuhl zu heben. Einer von ihnen sagte der Zeitung: "Zu meinem Entsetzen fiel sein Gesicht zur Seite und berührte meines. Es war eiskalt." Er hätte sofort gewusst, dass der Mann tot war - doch die Frauen hätten gesagt: "Er schläft immer so."

Die Stieftochter hätte sogar ihre Kinder dazu ermutigt, ihm zu sagen, dass ihr Opa immer so schlafe.

Nach Angaben der Polizei schöpften die Sicherheitsmitarbeiter jedoch Verdacht und fühlten den Puls. Nachdem der Tod des 91-Jährigen festgestellt worden war, nahm die Polizei die Frauen vorerst fest.

"Der beste Mann der Welt"

Die beiden Beschuldigten versicherten jedoch, sie seien davon ausgegangen, dass er schlafe. Sie bestritten jede Absicht, den Mann tot auszufliegen, vehement. "Glauben die, wir würden 24 Stunden lang einen Toten herumtransportieren?", sagte die 41-jährige Tochter der BBC. "Das ist lächerlich - er bewegte sich und atmete." Acht Menschen hätten ihn lebend gesehen.

Auch die Ehefrau des Verstorbenen wies die Vorwürfe von sich: "Er war der beste Mann der ganzen Welt", sagte die 66-Jährige der BBC. Sie hätte ihren Mann 22 Jahre lang geliebt.

Nach Angaben der Stieftochter wurde der 91-Jährige, der an Alzheimer litt, zuvor im Krankenhaus wegen einer Lungenentzündung behandelt. Vor dem Flug hätten sie jedoch abgewartet, bis es ihm besser ging.

Die Frauen wurden wegen "unterlassener Mitteilung eines Todesfalles" angezeigt. Eine Gerichtsanhörung soll am 1. Juni stattfinden.

© sueddeutsche.de/dpa/AFP/kat - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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