Tornado-Serie in den USA:Gerettetes Mädchen erliegt schweren Verletzungen

Das Wunder währte nur kurz: Ein 14 Monate altes Kleinkind, das von einem Tornado mehrere Kilometer durch die Luft geschleudert worden war, ist im Krankenhaus gestorben. In US-Zeitungen berichten Überlebende von ihrem Leid - vielen Menschen haben die verheerenden Wirbelstürme die komplette Lebensgrundlage genommen.

Angel Babcocks Rettung galt als kleines Wunder. Als Funke der Hoffnung in all der Not, die eine Serie verheerender Tornados über den mehrere Bundesstaaten der USA gebracht hat. Am Freitag war das 14 Monate alte Mädchen schwerverletzt in einem Feld in Indiana gefunden worden - mehrere Kilometer vom Zuhause der Eltern entfernt. Die waren in dem Wirbelsturm ums Leben gekommen, und auch Angels Bruder und Schwester hatten das Unwetter nicht überlebt. Doch das Wunder der Rettung währte nur kurz: Am Sonntag starb Angel Babcock in einem Krankenhaus.

Tornado-Serie in den USA: In Henryville in Indiana hat ein Tornado ein Trümmerfeld hinterlassen.

In Henryville in Indiana hat ein Tornado ein Trümmerfeld hinterlassen.

(Foto: AP)

Die US-Zeitungen sind in diesen Tagen voll von tragischen Schicksalen und Berichten verzweifelter Amerikaner, die durch die Tornados nicht selten ihre komplette Lebensgrundlage verloren haben.

Nick Shelton, Werkstattbesitzer aus Henryville in Indiana, schildert im Indianapolis Star den Anblick, der sich ihm nach dem Sturm bot. Im Keller eines Restaurants hatte er Zuflucht vor dem Tornado gesucht. Als er den Schutzraum unter der Erde verlassen wollte, habe etwas Großes, Gelbes seinen Weg ins Freie blockiert, erzählt er dem Blatt - ein Schulbus, in die Trümmer geschleudert wie ein Spielzeug.

"Da liegt mein Lebenstraum"

Kaum ein anderes Bild fängt die unbändige Gewalt jener jüngsten verheerenden Tornado-Serie besser ein - und die Ohnmacht der Menschen, die damit fertig werden müssen. Durch etwa ein Dutzend Staaten fegten am Freitag und Samstag etwa hundert der berüchtigten Wirbelstürme, gerade einmal ein paar Tage, nachdem bereits weiter nördlich im Land Tornados Tod und Zerstörung gebracht hatten.

Abermals kehrten nun die schwarzen Wolkenschläuche am Boden das Unterste nach oben, saugten Menschen aus ihren Häusern, knickten Strommasten und Bäume ab, hoben tonnenschwere Lastwagen in die Luft. 17 Millionen Amerikaner sind von Texas über Indiana bis nach North Carolina betroffen.

Froh ist, wer mit dem nackten Leben davongekommen ist. Wie jene 40 Jungen und Mädchen der High School und Grundschule in Henryville, die es vor dem nahenden Sturm nicht mehr nach Hause schafften und sich im Verwaltungstrakt verschanzten. Ihnen blieben nur Gebete, aber sie scheinen geholfen zu haben. Niemand erlitt Verletzungen. "Es ist ein Segen", gibt hinterher Direktor Glenn Riggs erleichtert zu Protokoll. Von seiner Schule lässt der Sturm nur ein Skelett. "Es sieht aus, als sei eine Atombombe hochgegangen", beschreibt ein Polizeisprecher die Szenerie.

Tausende stehen nun vor dem Nichts. Ein genauer Überblick über die Schäden wird wohl Tage oder Wochen dauern. Werkzeug im Wert von Tausenden Dollar liegt dort verstreut, wo einmal Nick Sheltons Werkstatt war. Sein "Henryville Auto Service" hatte er erst im vergangenen Jahr eröffnet. "Da liegt mein Lebenstraum", sagt er einem Reporter des Indianapolis Star.

Keine 20 Kilometer entfernt, in Marysville, erlebt Jeremy Fraim dasselbe Trauma. Als er am Freitagabend von der Arbeit nach Hause kam, war sein Haus verschwunden. "Einfach weg", sagt er einem Reporter der New York Times. Ein paar Freunde halfen ihm zusammenzupacken, was es die Mühe noch wert war. "Mein Pickup-Truck hinten im Hof ist nur noch ein Knäuel aus Stahl", berichtet er. "Ich habe alles verloren, alles, wofür ich so hart gearbeitet habe."

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