Süddeutsche Zeitung

Vulkan in Tonga:Mindestens drei Tote nach Eruption

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Das Ausmaß der Schäden und die genaue Zahl der Opfer ist weiter unklar. Die Kommunikation mit dem Inselstaat im Pazifik ist weiterhin schwierig, von einer Insel haben Hilfskräfte ein Notsignal empfangen.

Eine dicke Ascheschicht überzieht das sonst so farbenfrohe Südsee-Archipel Tonga. Dabei ist das Ausmaß der gewaltigen Eruption des Unterseevulkans Hunga Tonga-Hunga Haʻapai im Pazifik weiter unklar. Die Kommunikationsverbindungen blieben weiter beeinträchtigt, weil ein wichtiges Unterseekabel durch das Seebeben gekappt wurde. Tongas Regierung konnte am Dienstagnachmittag eine erste offizielle Mitteilung absetzen, darin wurden zunächst drei Todesfälle bestätigt. Es handele sich um zwei Tongaer - eine 65 Jahre alte Bewohnerin der Insel Mango und einen 49-jährigen Einwohner der Insel Nomuka - sowie eine Britin, teilte das Büro von Premierminister Siaosi Sovaleni mit. Der Bruder der Britin erzählte der BBC, diese sei von einer Flutwelle erfasst worden, als sie ihre Hunde retten wollte. Die 50-Jährige habe auf Tonga ein Tierheim geleitet. Die Regierung teilte weiter mit, infolge der "beispiellosen Katastrophe" seien auch Verletzte gemeldet worden.

Tongas Marine habe lebenswichtige Vorräte auf einige Inseln gebracht. Auf der tiefliegenden Insel Mango, von der ein Notsignal empfangen wurde, seien alle Häuser zerstört. Auf Fonoifua seien zwei Häuser übrig geblieben. Die Inselbewohner würden von der Marine in Sicherheit gebracht.

"Die Kommunikation ist weiter das größte Problem, da Internet und internationale Telefonleitungen immer noch außer Betrieb sind", teilte das Büro der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) mit. Satellitentelefone seien das einzige Instrument zur Kommunikation mit der Außenwelt, aber auch sie funktionierten nicht immer zuverlässig.

Der Hunga Tonga-Hunga Haʻapai hatte am Samstag eine gigantische Wolke aus Asche und Gas kilometerweit in die Höhe geschleudert und Tsunami-Wellen ausgelöst, die selbst in Japan, Alaska und Südamerika noch an die Küsten schwappten. Auf Satellitenbildern waren spektakuläre Aufnahmen der Eruption zu sehen, die Experten zufolge wahrscheinlich die stärkste weltweit seit dem Ausbruch des Pinatubo auf den Philippinen im Jahr 1991 war. Die Druckwelle des Vulkanausbruches wurde sogar von Messgeräten des Deutschen Wetterdienstes (DWD) über Deutschland erfasst.

Der 1800 Meter hohe und 20 Kilometer breite Unterseevulkan liegt nur 65 Kilometer nördlich von Tongas Hauptstadt Nukuʻalofa. Das Königreich Tonga hat etwa 107 000 Einwohner. "Insgesamt scheint es auch rund um die Hauptinsel Tongatapu erhebliche Schäden an der Infrastruktur zu geben", berichtete OCHA weiter. Strände, Häuser und Hotels vor allem im Westen der Insel sollen ebenfalls betroffen sein.

Neuseeland wollte noch am Dienstag zwei Schiffe mit Hilfsgütern nach Tonga schicken. Ein formelles Hilfeersuchen stehe zwar noch aus, aber die neuseeländische Regierung wolle die Schiffe HMNZS Wellington und HMNZS Aotearoa dennoch bereits entsenden, da diese drei Tage brauchten, um die betroffene Region zu erreichen, hieß es. "Die durch den Ausbruch verursachten Kommunikationsprobleme machen diese Katastrophenhilfe zu einer besonderen Herausforderung", betonte die neuseeländische Außenministerin Nanaia Mahuta.

Eines der Schiffe soll dringend benötigtes Trinkwasser transportieren, denn auf Tonga ist das Wasser durch Asche verschmutzt. "Wasser hat in dieser Phase für Tonga höchste Priorität und die HMNZS Aotearoa kann 250 000 Liter transportieren und 70 000 Liter pro Tag durch eine Entsalzungsanlage produzieren", sagte Verteidigungsminister Peeni Henare. Auch im australischen Brisbane sollte am Mittwoch ein Schiff ablegen. Laut der Nachrichtenagentur AAP wird die HMAS Adelaide sowohl humanitäre Hilfslieferungen als auch medizinisches Fachpersonal und Helikopter an Bord haben.

Am Montag hatten beide Staaten Flugzeuge nach Tonga geschickt, um die Situation aus der Luft zu erkunden. Die Streitkräfte veröffentlichten Aufnahmen, die farblose Landschaften unter einer dicken Ascheschicht zeigen. Maschinen können derzeit nicht in der Hauptstadt landen, weil auch der Flughafen erst von der Asche befreit werden muss.

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