Tokio:Polizei verhaftet letztes flüchtiges Mitglied der Aum-Sekte

Er soll für das verheerendste Attentat in Japans Nachkriegsgeschichte mitverantwortlich sein. 17 Jahre nach dem Giftgasanschlag auf die Tokioter U-Bahn hat die Polizei jetzt den letzten Flüchtigen der Aum-Sekte gefasst. Seit Wochen waren ihm die Ermittler dicht auf den Fersen.

Die japanische Polizei hat einem Medienbericht zufolge das letzte flüchtige Mitglied der Aum-Sekte verhaftet. Der 54-Jährige soll an dem tödlichen Giftgasanschlag auf die Tokioter U-Bahn im Jahr 1995 beteiligt gewesen sein, bei dem 13 Menschen getötet und Tausende verletzt wurden. Der Verdächtige sei den Fahndern in einem Cáfe und Comicbuchladen in der Innenstadt Tokios ins Netz gegangen, berichtete der staatliche Rundfunksender NHK.

Die Giftgasattacke der pseudoreligiösen Terrorgruppe mitten im Berufsverkehr war einer der verheerendsten Anschläge im Nachkriegsjapan. Nach eigenen Angaben hatte die Sekte zu der Zeit in Japan fast 10.000 Anhänger, weltweit sogar 40.000, viele davon in Russland. Begründer des Aum-Kults, der eine eklektizistische Mischung aus Yoga, Buddhismus, Hinduismus und Christentum praktiziert, war Chizuo Matsumoto, der sich Shoko Asahara nennt. Zu ihrer konfusen Ideologie gehört auch Antisemitismus.

Erst Anfang Juni fasste die Polizei eine weitere Verdächtige des Giftgasanschlags. Seitdem waren die Ermittler dem letzten Flüchtigen der Sekte dicht auf den Fersen. So fanden die Beamten im Zuge der Ermittlungen gegen die Frau heraus, dass der 54-Jährige für eine Baufirma in der Tokioter Nachbarstadt Kawasaki arbeitete.

Der mutmaßliche Attentäter galt seit 17 Jahren als einer der meistgesuchten Männer des Landes. Im Zusammenhang mit dem Anschlag und einem weiteren Giftgasattentat im Jahr zuvor in der zentraljapanischen Stadt Matsumoto, bei dem acht Menschen getötet worden waren, wurde bislang 189 Aum-Mitgliedern der Prozess gemacht. Sektenchef Shoko Asahara und zwölf weitere Männer wurden zum Tode verurteilt, aber noch nicht hingerichtet.

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