Tödlicher Schuss auf Unbewaffneten:Mutter erhält Millionen

Ein weißer Bahnpolizist tötet einen unbewaffneten Schwarzen durch einen Schuss in den Rücken - und löst damit Unruhen in den USA aus. Nach nur einem Jahr kommt der Täter wieder frei, jetzt muss sein Arbeitgeber die Mutter des Opfers entschädigen.

Ein Jahr nach der Tötung eines unbewaffneten Schwarzen sind dessen Mutter im kalifornischen Oakland 1,3 Millionen Dollar (etwa 900.000 Euro) Entschädigung zugesprochen worden. Der weiße Polizist Johannes Mehserle hatte 2009 am Neujahrstag den 22-jährigen Oscar Grant erschossen. Er wurde daraufhin zwar wegen Mordes angeklagt, von der Jury jedoch lediglich der fahrlässigen Tötung für schuldig befunden.

Demonstrators protest against the early release of Johannes Mehserle in Los Angeles

Demonstranten in Los Angeles protestieren gegen die frühe Entlassung von Johannes Mehserle. 

(Foto: REUTERS)

Der Polizist hatte den 22-Jährigen Grant wegen mutmaßlicher Auseinandersetzungen in einem Zug festnehmen wollen. Als Grant am Bahnhof von Oakland schon am Boden lag, schoss der Beamte ihm in den Rücken. Mehserle sagte aus, Grant habe sich gewehrt, und er habe befürchtet, dieser habe eine Waffe bei sich. Er habe mit seinem Elektroschocker auf ihn zielen wollen, aber versehentlich seine Schusswaffe gezogen.

Mehserle wurde im Juni nach nur einem Jahr aus einem Gefängnis in Los Angeles entlassen. Die öffentliche Nahverkehrsbehörde in San Francisco (Bart), bei der Mehserle angestellt war, erklärte sich nun zu der Entschädigungszahlung an Grants Mutter Wanda Johnson bereit.

Die Tat hatte Anfang 2009 die schwersten ethnisch motivierten Unruhen in den USA seit 1992 ausgelöst. Passanten hatten den Vorfall mit Handy-Kameras aufgenommen. In Kalifornien kam es nach der Veröffentlichung zu gewaltsamen Protesten. Die Videoaufzeichnungen wurden im Internet und in Nachrichtensendungen verbreitet. Sie weckten bei vielen Betrachtern Erinnerungen an das Video eines Amateurfilmers von der brutalen Festnahme des Afroamerikaners Rodney King im März 1991, der damals von Autobahnpolizisten mit Schlagstöcken misshandelt worden war.

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