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Tödlicher Messerangriff in Viersen:Verdacht nicht erhärtet: Polizei lässt Mann wieder frei

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Nüchterne Bilanz am Tag nach der tödlichen Messerattacke auf ein Mädchen in Viersen: Die Ermittler haben nach eigenen Angaben keinen konkreten Verdacht. Die Angaben von Zeugen seien zweifelhaft und hätten sie zunächst in die falsche Richtung geführt, teilte die Staatsanwaltschaft am Dienstag mit. Auch ein 25-Jähriger, der zunächst als Tatverdächtiger galt, ist wieder frei.

Der Verdacht habe sich nicht erhärtet, hieß es in einer Mitteillung der Polizei. Offenbar hatte der polizeibekannte Mann Angst, wegen eines Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz überprüft zu werden und entzog sich deshalb einer Kontrolle. Er hatte sich nach seiner Flucht aber am Montagabend der Polizei gestellt.

Das 15-jährige Mädchen war am helllichten Tag in einem Park niedergestochen worden. Sie wurde durch die Messerstiche am Montagmittag schwer verletzt und starb kurze Zeit später im Krankenhaus. Der Täter war geflüchtet. Die Eltern des Opfers legten am Montagabend Gedenkkerzen in dem Stadtpark in der 75 000-Einwohner-Stadt nieder.

Der Park mit alten Bäumen, Bänken und einer Boulebahn ist beliebt und auch belebt. Die Tat selbst hat anscheinend zwar niemand beobachtet, aber mittelbar wollen eine Reihe von Zeugen etwas mitbekommen haben, wie die Staatsanwaltschaft sagte. Einige davon hatten Stunden nach der Tat bereitwillig davon erzählt. Zentrale Aussagen halten die Ermittler mittlerweile aber für zweifelhaft. Beispielsweise die Täterbeschreibung.

Die Polizei hatte zunächst konkret nach einem Mann mit "nordafrikanischem Aussehen" gefahndet. "Wer diese Personenbeschreibung abgegeben hat, weiß ich nicht", sagte der Staatsanwalt. Sie beziehe sich aber nicht auf den Täter. "Aufgrund des großen Interesses werden momentan in den sozialen Medien viele Spekulationen verbreitet. Wir bitten darum, davon Abstand zu nehmen", erklärte die Polizei. Die Mordkommission ermittle derzeit intensiv in alle Richtungen, auch im Umfeld des Opfers, hieß es.

NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) zeigte sich bestürzt über den Angriff am helllichten Tag: "Es ist erschreckend, was heute Mittag in Viersen passiert ist", sagte er. "Dass eine junge Frau in einem öffentlichen Park tödlich verletzt wurde, macht mich tief betroffen."

In den vergangenen Monaten sind in Deutschland mehrere jugendliche Mädchen nach Gewaltverbrechen gestorben. So war erst am Wochenende der Tatverdächtige im Fall der getöteten 14-jährigen Susanna, Ali B., im Irak festgenommen worden. Bundesweit Aufmerksamkeit hatte im Dezember 2017 auch der Fall einer 15-Jährigen aus Kandel in Rheinland-Pfalz auf sich gezogen, die in einem Drogeriemarkt erstochen wurde.

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