Tödliche Schüsse in Toronto:"Stoppt die Killer-Cops"

Ein Polizist in Toronto erschießt einen 18-Jährigen - mit neun Schüssen. Ein im Internet kursierendes Video der Tat löst nun eine Debatte über die Arbeit der Polizisten aus. Ein Problem, über das nicht nur in Kanada heftig diskutiert wird.

Die Botschaft ist eindeutig: "Stoppt die Killer-Cops", steht auf einem Schild, das ein Demonstrant in die Luft hält. Tausende sind am Montag durch die Innenstadt von Toronto gezogen. Der Grund für die Empörung heißt Sammy Yatim. Er war am frühen Samstagmorgen von einem Polizisten getötet worden - mit neun Schüssen.

Ein Video, das bei Youtube hochgeladen wurde, zeigt in verwackelten Bildern und teilweise unvollständig, was passiert ist. Yatim befindet sich im leeren Wagen einer Straßenbahn. Vor der offenen Tür stehen Polizisten, die ihn mit gezogener Waffe auffordern, ein Messer fallen zu lassen. Dann fallen drei Schüsse. Weil die Tür die Sicht versperrt, ist nicht zu sehen, ob der 18-Jährige bereits in diesem Moment zu Boden stürzt. Sechs weitere Schüsse werden abgefeuert. Im Krankenhaus stirbt Yatim an seinen Verletzungen, wie die Zeitung The Star schreibt.

Der Fall sorgt nun für Proteste der Bevölkerung - und Diskussion über das Vorgehen von Polizisten. Denn es ist nicht das erste Mal, dass Beamte in Toronto möglicherweise überzogen reagiert haben. Wie The Star berichtet, erschossen die Beamten im Februar 2012 einen geistig kranken 29-Jährigen. Er war aus dem Krankenhaus geflohen und trug zwei Messer bei sich. Die Gerichtsmedizin hat in drei weiteren Fällen ein Verfahren angeregt, schreibt die Zeitung.

Der Fall Yatim soll untersucht werden

Im Fall von Yatim hat die Polizei in Toronto eine erste Maßnahme in die Wege geleitet: Nach den Protesten wurde der Polizist suspendiert, der die Schüsse auf den jungen Mann abgegeben hat. Der Polizeichef von Toronto erklärte, er teile die Sorgen der Demonstranten. Er habe sich das Video angeschaut. "Wir müssen dringend nach Antworten suchen", zitiert ihn der britische Nachrichtensender BBC. Eine Untersuchung werde eingeleitet.

Der Fall in Kanada erinnert an eine jüngst in Deutschland geführte Debatte über tödliche Polizeieinsätze. Ende Juni erschoss ein Polizist in Berlin einen geistig verwirrten Mann, der ein Messer bei sich trug. Damals wurde ebenfalls ein Video des Vorfalls online gestellt, wodurch eine Diskussion über angemessenes Verhalten in solchen Situationen entstand.

Berlins Innensenator Frank Henkel forderte die Einführung von Tasern - dabei handelt es sich um Elektroschockpistolen. Die Polizisten in Toronto setzten ein ähnliches Gerät gegen Yatim ein - allerdings wohl erst nachdem die Schüsse abgefeuert wurden.

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