Wer es einmal versucht hat, weiß es: Es nützt nichts, Menschen, die an Flugangst leiden, mit nüchternen Fakten zu konfrontieren. Sie nicken zwar, wenn man ihnen die Statistik unter die Nase hält, der zufolge die Gefahr durch einen Verkehrsunfall zu sterben, mindestens 600 Mal höher ist. Sie erfassen den Satz "Die Autofahrt zum Flughafen ist riskanter als der Flug" vom Verstand her. Allein: Ihnen fehlt der Glaube. Was ist, wenn ein Triebwerk ausfällt? Und wenn wir ein ein Gewitter kommen? Wann wurde die Maschine zuletzt gewartet?
Wenn es um tödliche Gefahren geht, ist das rationale Denken ausgeschaltet. Das zeigt auch eine Untersuchung, über die das US-Portal Mashable berichtet. Die Datenbasis ist zwar nicht sehr umfangreich. 20 Fälle aus dem Jahr 2015 sind in die Statistik eingeflossen, erfasst über die Auswertung von Zeitungsberichten und Blogs.
Große Wissenschaft ist das nicht, trotzdem ist das Ergebnis erstaunlich: Infolge von Hai-Angriffen sind in diesem Jahr bisher weniger Menschen ums Leben gekommen als durch Unfälle bei Selfies. Zwölf Personen weltweit haben ihr spektakuläres Erinnerungsfotos mit dem Leben bezahlt, acht Todesfälle gibt es, bei denen ein Hai die Ursache war ( hier eine US-Seite, die sämtliche Hai-Angriffe, auch die nicht tödlich verlaufenden, dokumentiert). Allerdings machen natürlich auch mehr Menschen Selfies als dass sie Haien begegnen würden.
Mann stürzt bei Selfie von den Stufen des Taj Mahal
Anlass für den Artikel war der Fall eines 66-jährigen Japaners, über den die BBC berichtet hatte. Der Mann stürzte vergangene Woche von den Stufen des Taj Mahal in Indien, als er mit einem Freund ein Selfie machen wollte, und starb im Krankenhaus an seinen schweren Kopfverletzungen. Insgesamt, so schreibt Mashable, seien damit in diesem Jahr vier Menschen gestorben, weil sie nach Selfies in die Tiefe stürzten. In weiteren Fällen seien Menschen von Zügen erfasst worden. Sogenannte Schienen-Selfies haben sich mittlerweile auch in Deutschland zu einer gefährlichen Mutprobe unter Jugendlichen entwickelt.
Trotzdem: Das Bewusstsein für die Gefahren von Selfies wächst erst langsam - während die Gefahr durch Hai-Angriffe immer wieder in den Medien thematisiert wird und ein ganzes Film-Genre die Angst davor wach hält.
So haben die Disney-Parks in Paris und Hong Kong zwar nicht Selfies an sich verboten, aber wegen der Verletzungsgefahr die immer beliebteren Selfie-Sticks verbannt. In Russland beschäftigt sich die Politik mit dem Problem: Das Innenministerium in Moskau gab im Juli eine Broschüre heraus, die davor warnte, dass "Selfies das Leben kosten können". Und in den USA wurde gerade ein Nationalpark geschlossen, weil zu viele Besucher leichtsinnige Selfies mit Bären gemacht haben.
Noch gefährlicher ist vielleicht ein Handyfoto mit einem Hai, darüber allerdings gibt es bislang keine Studien.