Todesstrafe in USA:Tennessee führt elektrischen Stuhl ein

Der US-Bundesstaat zieht seine eigenen Lehren aus der Diskussion um Hinrichtungen per Giftspritze - und führt den elektrischen Stuhl ein. In einigen anderen Staaten können sich Verurteilte für alternative Arten zu sterben entscheiden.

Die überwiegend europäischen Pharmakonzerne, die sich seit einiger Zeit weigern, ihre Produkte für Hinrichtungen in US-Gefängnissen zu verkaufen, unterstützen mit ihrem Boykott die Gegner der Todesstrafe. Doch auch wenn die Zahl der Hinrichtungen 2013 (39) auf den tiefsten Stand seit fast 20 Jahren fiel - derzeit sieht es nicht danach aus, als ob die Todesstrafe in den USA grundlegend überdacht würde. Im Gegenteil.

Der Bundesstaat Tennessee hat nun sogar die Exekution durch den elektrischen Stuhl wieder als Standardmethode eingeführt, sofern das Gift für eine tödliche Injektion nicht beschafft werden kann. Am Donnerstag setzte der republikanische Gouverneur Bill Haslam ein entsprechendes Gesetz in Kraft.

Tennesse zieht damit die drastischsten Konsequenzen aus dem Mangel an tödlichem Gift. Weil die Substanzen vielerorts ausgehen, experimentieren die Strafvollzugsbehörden in den USA mit neuen, teils unerprobten Medikamenten-Cocktails. Der qualvolle Tod von Clayton Lockett in Oklahoma entfachte im vergangenen Monat eine neue Debatte um die Giftspritze. Am Mittwoch wurde wegen der Zweifel an dieser Hinrichtungsmethode eine geplante Exekution ausgesetzt.

Für solche Fälle ist in Tennessee nun vorgesorgt. Allerdings befürwortet laut einer Studie der Vanderbilt University nur gut die Hälfte der Bürger diese Hinrichtungsmethode. Das berichtet die Nachrichtenagentur AP.

Bislang war die Exekution durch Stromstöße in Tennesse lediglich eine Option: Verurteilte, die ihre Taten vor 1999 begangen hatten, konnten zwischen elektrischem Stuhl und tödlicher Injektion wählen. Nun ist der Bundesstaat der erste, in dem grundsätzlich elektrokutiert wird, wenn das geeignete Gift nicht verfügbar ist. In einigen anderen US-Staaten bestehen jedoch noch andere Alternativen zur Giftspritze. Ein Überblick:

  • Tödliche Injektion galt bisher in allen 35 Bundesstaaten mit Todesstrafe sowie im Militärrecht als primäre Hinrichtungsmethode. Nun schert Tennessee als erster Bundesstaat aus.
  • Tod durch den elektrischen Stuhl existiert in sieben Staaten als Alternative zur Giftspritze - zum Beispiel in Alabama können sich zum Tode Verurteilte dafür entscheiden. In Oklahoma, wo Clayton Lockett kürzlich so qualvoll starb, ist diese Art der Hinrichtung vorgesehen, wenn die Injektion für verfassungswidrig befunden wird. Dieser Fall kann beispielsweise eintreten, wenn die Aussicht besteht, dass die Hinrichtung besonders qualvoll wird - die US-Verfassung verbietet eine "grausame und ungewöhnliche Bestrafung". So argumentierten die Anwälte des zum Tode Verurteilten in einem der jüngsten Fälle.

Seit 1976 starben in den Vereinigten Staaten 158 Menschen auf dem elektrischen Stuhl - etwa ein Zehntel so viele wie per Injektion hingerichtet wurden.

  • Gaskammern gibt es noch in Arizona, Missouri und Wyoming.
  • Tod durch den Strang ist gesetzlich noch in Delaware, New Hampshire und Washington vorgesehen. Seit 1976 wurden allerdings lediglich drei Personen gehängt.
  • Erschießungen sind in Oklahoma für den Fall vorgesehen, dass sowohl Giftspritze als auch elektrischer Stuhl für verfassungswidrig erklärt werden. In Utah konnten sich Verurteilte bis 2004 für diese Art zu sterben entscheiden.

Weitere Informationen zu Hinrichtungen in den USA finden Sie auf den Seiten der Nichtregierungsorganisation Death Penalty Information Center. 2009 veröffentlichte die New York Times eine Karte, in der die verschiedenen Hinrichtungsarten verzeichnet sind.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: