Todesstrafe in den USA:Erste Hinrichtung in Arkansas nach zwölf Jahren

  • Weil das Haltbarkeitsdatum eines Giftmittels Ende April abläuft, will der US-Bundesstaat Arkansas innerhalb kurzer Zeit acht Häftlinge hinrichten.
  • Bislang blockierte ein Gericht mit einer einstweiligen Verfügung die Vollstreckung der Todesurteile. Diese wurde nun aufgehoben und der erste Häftling hingerichtet.
  • Allen 31 US-Staaten, in denen die Todesstrafe noch legal ist, geht das Gift aus. Viele Pharmakonzerne wollen nicht mehr, dass mit ihren Mitteln getötet wird.

Mehrere Male wurde die Hinrichtung von Ledell Lee in letzter Minute hinausgeschoben, am Donnerstagabend (Ortszeit) wurde er hingerichtet. Lee war 1993 wegen Mordes an seiner Nachbarin zum Tode verurteilt worden. Er starb zwölf Minuten nach Beginn seiner Exekution. Zuvor hatte ein Gericht die Vollstreckung seines Urteils verhindert, bis das Oberste Gericht von Arkansas die einstweilige Verfügung gegen die Verwendung des Gifts aufhob, dass dem 51-Jährigen gespritzt wurde.

Lee ist der erste von insgesamt acht Häftlingen, deren Todesurteile im US-Bundesstaat Arkansas innerhalb von elf Tagen vollstreckt werden sollten. Zwölf Jahre lang wurde in Arkansas niemand hingerichtet, nun sollte gleich ein ganzer Hinrichtungs-Marathon stattfinden. Der Grund, weshalb man es in Arkansas plötzlich so eilig hatte: Die Haltbarkeit der Arznei Midazolam läuft Ende des Monats ab.

Das Mittel ist eines von drei Bestandteilen des Giftcocktails, der den Verurteilten für die Hinrichtung gespritzt wird. Eine weitere darin enthaltene Substanz ist Vecuronium. Gegen dessen Verwendung hatte eine Bezirksrichterin die einstweilige Verfügung erwirkt, die Lees Hinrichtung blockiert hatte. Damit war sie der Klage des Pharmahändlers McKesson gefolgt. Der hatte dem US-Bundesstaat Arkansas vorgeworfen, beim Kauf der Substanz vorgetäuscht zu haben, es zu medizinischen Zwecken benutzen zu wollen.

Nicht nur der US-Bundesstaat Arkansas beschäftigt das Haltbarkeits-Problem: Allen 31 US-Staaten, in denen die Todesstrafe noch legal ist, geht das Gift aus. Viele Pharmakonzerne wollen nicht mehr, dass mit ihren Mitteln getötet wird. Mehr als 20 amerikanische und europäische Pharmakonzerne weigern sich, die Substanzen für die Giftocktails in den USA zu liefern, die EU hatte 2011 ein Exportverbot verhängt.

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