Todesstrafe:Hinrichtung: Florida setzt neuen Giftstoff ein

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Im US-Bundesstaat Florida ist seit 18 Monaten erstmals ein Häftling hingerichtet worden. Mit einer neuartigen Todesspritze. Im Bild eine Hinrichtungskammer in Texas. (Foto: dpa)
  • Nach 18 Monaten ist im US-Bundestaat Florida erstmals ein Häftling hingerichtet worden.
  • Weil das bisherige Narkosemittel umstritten ist und zur Neige geht, wurde an ihm ein Mittel getestet, das bislang nicht zu Hinrichtungen genutzt wurde.
  • Eine Richterin sieht darin die Verfassungsrechte des Mannes verletzt.

Von Thorsten Denkler, New York

Im US-Bundesstaat Florida ist ein zum Tode verurteilter Häftling mit einem neuen, bislang nicht bei Exekutionen erprobten Narkosemittel hingerichtet worden. Der wegen rassistisch motivierten Doppelmordes verurteilte Mark Asay wurde am Donnerstagabend mit einer Giftspritze exekutiert, wie die Strafvollzugsbehörden mitteilten. Es ist die erste Hinrichtung in Florida seit 18 Monaten.

Die Scharfrichter setzten das Narkosemittel Etomidat ein, das bislang noch nie für Hinrichtungen eingesetzt wurde. Nach einem Bericht der Nachrichtenagentur AP hätten eine Minute nach der Injektion der ersten Spritze die Füße von Asay zu zittern begonnen und sich sein Mund geöffnet. Zwei bis drei Minuten später sei er regungslos gewesen. Nach elf Minuten wurde sein Tod festgestellt.

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Die Anwältin von Asay hatte vergangene Woche vor dem Supreme Court von Florida noch vergeblich versucht, die Anwendung des Mittels zu verhindern. In einer Mehrheitsentscheidung hatte das höchste Gericht die Substanz zugelassen. Richterin Barbara Pariente hatte gegen diese Entscheidung votiert. In einer mehrseitigen Stellungnahme erklärte sie, der Einsatz des Mittels, "stelle einen Eingriff in die verfassungsmäßigen Rechte" Asays dar. Und mache den 53-jährigen "zum sprichwörtlichen Versuchskaninchen".

In den USA werden die tödlichen Substanzen für die Giftspritzen knapp. Viele europäische Pharmafirmen weigern sich seit einiger Zeit, den US-Behörden das üblicherweise für die Giftcocktails genutzte Betäubungsmittel Midazolam zu liefern. Das Haltbarkeitsdatum vieler noch auf Vorrat liegender Chargen des Mittels läuft inzwischen ab. Midazolam steht in der Kritik, weil es die Schmerzen der Todeskandidaten offenbar nicht völlig ausschalten kann.

Hersteller des neuen Mittels lehnt Verwendung in Todesspritze ab

Im April 2014 hatte die Hinrichtung eines verurteilten Mörders im Bundesstaat Oklahoma weltweit für Entsetzen gesorgt: Der Todeskampf von Clayton Lockett hatte nach einer Giftinjektion mit Midazolam 43 Minuten gedauert. Er hatte sich in der Zeit vor Schmerzen gewunden.

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Damit sind US-Gefängnisse von der Versorgung mit allen zugelassenen Mitteln abgeschnitten, die zur Vollstreckung von Todesstrafen mit der Giftspritze verwendet werden können.

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Florida griff deshalb im Fall Asay auf Etomidat als Ersatz zurück. Das zum US-Konzern Johnson&Johnson gehörende belgische Pharmaunternehmen Janssen Pharmaceutica kritisierte die Verwendung seines Medikaments. Ziel der Firma sei es "Leben zu retten und zu verbessern", sagte ein Sprecher der Washington Post. Das Mittel wird in den USA nicht verkauft.

Der Chirurg und Todesstrafen-Gegner Jonathan Groner warnte, die intravenöse Verabreichung von Etomidat sei schwierig. Bei beschädigten Venen könne die Verwendung des Mittels äußerst schmerzhaft sein. Gerade Todeskandidaten hätten jedoch häufig beschädigte Venen - wegen ihres Alters oder weil sie eine Vergangenheit als Drogenkonsumenten hätten.

Asay soll 1987 in Jacksonville einen Schwarzen und einen Mann lateinamerikanischer Abstammung erschossen haben, nachdem er sich rassistisch über beide geäußert hatte. Ein Jahr später wurde er zum Tode verurteilt. Er ist der erste Weiße, der seit der Wiedereinführung der Todesstrafe in Florida 1976 wegen Mordes an einem Schwarzen hingerichtet wurde.

Im selben Zeitraum wurden 20 schwarze Männer hingerichtet, weil sie Weiße getötet haben sollen.

© SZ.de/kler/ap/afp - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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