Tod von Joachim Meisner:Kardinal und "Widerstandskämpfer Gottes"

Joachim Meisner sah sich selbst als Hüter der reinen Lehre. Mit seinen konservativen Positionen zu Ehe, Abtreibung oder begleiteter Sterbehilfe eckte er immer wieder an.

8 Bilder

Kardinal Joachim Meisner

Quelle: dpa

1 / 8

Joachim Meisner ist tot. Im Urlaub im bayerischen Bad Füssing sei er friedlich entschlafen, heißt es in einer Mitteilung des Kölner Erzbistums. 25 Jahre hatte Meisner an der Spitze des größten deutschen Bistums gestanden - und sich dabei aus Friedlichkeit nicht viel gemacht: Der 1933 im Breslauer Stadtteil Lissa geborene Kirchenmann brachte sich vehement in gesellschaftliche Debatten ein und kritisierte unter anderem die Gottvergessenheit der Menschen in einer konsumorientierten Welt.

Abschiedsfest Meisner

Quelle: dpa

2 / 8

Gegenwind auszuhalten hatte er besonders in der DDR gelernt. Mit der Familie war er 1945 aus Schlesien nach Thüringen geflüchtet, wo er nach einer Banklehre Priester und dann Weihbischof in Erfurt wurde. 1980 kam er als Bischof in die geteilte Stadt Berlin und legte sich mit der DDR-Führung an. Angesichts der Sowjetsterne auf vielen öffentlichen Gebäuden rief er beim Dresdner Katholikentag 1987 in die Menge, dass die Katholiken "keinem anderen Stern folgen als dem von Bethlehem".

Kardinal Joachim Meisner

Quelle: Oliver Berg/dpa

3 / 8

Papst Johannes Paul II., zu dem Meisner ein enges persönliches Verhältnis pflegte, wollte ihn gegen den Willen des Domkapitels an der Spitze des Erzbistums Köln haben. Am 12. Februar 1989 wechselte der Bischof von der Spree an den Rhein.

Entschieden wandte er sich gegen Abtreibung. Unter anderem missfiel ihm, dass die Bescheinigung über eine Schwangerenberatung Frauen einen straffreien Abbruch ermöglichte. Auf seine Initiative hin und gegen den Willen anderer Bischöfe verfügte Johannes Paul II. 1999 den Ausstieg der deutschen katholischen Kirche aus der staatlichen Schwangerenberatung.

Kardinal Joachim Meisner

Quelle: dpa

4 / 8

Auch die Beihilfe zur Selbsttötung sah Meisner kritischer als andere. Scharf wandte er sich gegen Versuche, aktive Sterbehilfe zu erlauben: "Der Mensch soll an der Hand des Menschen sterben, nicht aber durch seine Hand."

Kardinal Joachim Meisner

Quelle: dpa

5 / 8

Kritiker warfen dem Kardinal unter anderem eine "menschenverachtende Sprache" vor. 2003 sorgte er mit der Aussage für Empörung, die europäische Werteordnung sei durch Drogensüchtige, Terroristen und Wissenschaftsgläubige gefährdet. "Unsere europäische Gegenwart trägt darum auf vielfältige Weise solche Todeskeime in sich, die den gesunden Organismus vergiften, ja zum Kollabieren kommen lassen", sagte er bei einem Besuch in Budapest. Indirekt verurteilte er die Homosexualität, da sie der Schöpfungsordnung widerspreche.

Kardinal Joachim Meisner

Quelle: Oliver Berg/dpa

6 / 8

Für eine Überraschung sorgte Meisner Ende November 2016. Damals wurde ein Brief von ihm und drei weiteren Kardinälen bekannt, in dem er Zweifel ("dubia") am Schreiben "Amoris laetitia" und der Ehe-Lehre von Papst Franziskus bekundete. Dass wiederverheiratete Geschiedene in Einzelfällen zur Kommunion zugelassen werden dürfen, traf bei Meisner auf entschiedenen Widerspruch.

Joachim Meisner

Quelle: AP

7 / 8

Auf den Rücktritt von Papst Benedikt XVI., mit dem er ebenfalls freundschaftlich verbunden war, reagierte Meisner 2013 erschüttert. "Bis zum Tod - das habe ich nicht nur in Bezug auf Ehen so gesehen, sondern auch auf das Papstamt", beschrieb er seine erste Reaktion. Später seien seine Vorbehalte aber "weggeschmolzen", bekundete der Kardinal Verständnis für die körperliche Schwäche Benedikts.

Kardinal Joachim Meisner

Quelle: dpa

8 / 8

Meisner hatte bereits 2008 darum gebeten, ihn aus Alters- und Gesundheitsgründen vom Bischofsamt zu entbinden. Papst Benedikt lehnte dies ab. Am 28. Februar 2014 nahm Papst Franziskus schließlich das Rücktrittsgesuch des Kardinals an. Immer wieder hatte Meisner gesagt, er habe nie nach Köln gewollt. Bei seiner Emeritierung gab er sich dann versöhnlich: "Da wo man nicht hin will, da ist man richtig." Meisner lebte bis zuletzt in der Domstadt.

© sz.de/feko/max
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: