Tod einer Dreijährigen in Hamburg:Yagmurs Vater streitet Misshandlung ab

Ein dreijähriges Mädchen ist innerlich verblutet. Jetzt stellt sich die Frage, wer die Schuld am Tod der kleinen Yagmur trägt. Die Eltern sitzen in Untersuchungshaft, aber auch die Kritik am Verhalten der Behörden wird lauter.

Nach dem gewaltsamen Tod der kleinen Yagmur aus Hamburg-Billstedt prüfen die Ermittler, wer Verantwortung dafür trägt - und ob das Unglück hätte verhindert werden können. Die Ermittler untersuchen, ob es Versäumnisse bei der Arbeit der Jugendämter gab. Es handele sich dabei aber lediglich um Vorermittlungen, betonte die Sprecherin. "Wir haben noch keinen begründeten Anfangsverdacht gegen irgendjemanden."

"Die Arbeit des Jugendamtes scheint dabei nach derzeitigem Erkenntnisstand von fatalen Fehlentscheidungen geprägt gewesen zu sein, die fachlich in keiner Weise nachvollziehbar sind", erklärte der CDU-Abgeordnete Christoph de Vries. Zum Todeszeitpunkt des Mädchens war das Bezirksamt Mitte zuständig - wie einst beim Pflegekind Chantal, das vor knapp zwei Jahren an einer Methadon-Vergiftung starb. Die Opposition fordert vom SPD-Senat rasche Aufklärung.

Angaben der Mutter tragen zu Haftbefehl bei

Gegen die Eltern wurde am Donnerstagabend Haftbefehl erlassen. Yagmurs Vater stritt ab, das Kind misshandelt zu haben. Der 25-Jährige ist wegen Körperverletzung, Diebstahls und Drogendelikten polizeibekannt. Zum Haftbefehl trugen die Aussagen seiner Frau bei der Vernehmung vor dem Haftrichter bei: "Unter anderem haben die Angaben der Mutter den dringenden Tatverdacht mitbegründet", sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Der 26 Jahre alten Mutter, die zunächst behauptet hatte, der Vater sei bei dem "Unfall" ihrer Tochter nicht da gewesen, wird Körperverletzung mit Todesfolge durch Unterlassen vorgeworfen.

Unterdessen werden immer neue Details bekannt. So soll die Mutter nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft versucht haben, Blutergüsse am Körper des Mädchens mit Schminke zu überdecken. Das Mädchen war am Mittwoch an einem Leberriss innerlich verblutet.

Ähnlicher Fall in Brandenburg

Das Kind wurde seit seiner Geburt von verschiedenen Jugendämtern betreut. Yagmur lebte lange bei einer Pflegemutter, auf Wunsch der Eltern, die sich überfordert fühlten. Das Mädchen durfte aber seit August dieses Jahres wieder bei seinen leiblichen Eltern wohnen - obwohl es den Verdacht gab, dass es bei einem Besuch Anfang 2013 schon einmal zu einer schweren Verletzung gekommen war.

In einem ähnlich gelagerten Fall kam in der vergangenen Woche ein Kleinkind im brandenburgischen Strausberg zu Tode. Das zwei Jahre alte Mädchen starb an Kopfverletzungen, nachdem der Lebensgefährte ihrer Mutter es in die Luft geworfen hatte und es auf dem Bettpfosten geprallt war. Gegen den 25-Jährigen wird wegen des Verdachts der Körperverletzung mit Todesfolge ermittelt. Auch hier ist die Familie nach Hinweisen auf Vernachlässigung vom Jugendamt betreut worden.

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