Tod einer Bestsellerautorin:Vom Leben geschrieben

Sie hat die Dramen, von denen sie in ihren Büchern erzählt, offenbar selbst erlebt: Die Tschechin Simona Monyova schrieb in ihren Romanen über die alltägliche Ehehölle - nun starb sie selbst bei einem Beziehungsdrama.

Klaus Brill, Prag

Jetzt, da sie tot ist, wird man ihre gefühligen Romane über die alltäglichen Dramen des Zusammenlebens wohl anders lesen. Und auch die Fotos auf ihrer Website, die sie zusammen mit ihrem Mann zeigen, wirken jetzt doppelt seltsam. Im Alter von 44 Jahren ist die tschechische Bestsellerautorin Simona Monyova das Opfer eines Mordes geworden, und allem Anschein nach war ihr Mann der Täter, wie die Polizei mitteilte. Zudem kommt die Vermutung auf, die erfolgreiche Autorin habe den Stoff für ihre Schilderungen der Ehehölle dem eigenen Leben entnommen, das jetzt so tragisch endete.

Book World Prague 2010

Die Autorin Simona Monyova, hier bei einem Literaturfestival 2010 in Prag, stirbt im Alter von 44 Jahren in einem Beziehungsdrama.

(Foto: Getty Images)

Gemeinsam mit ihrem Mann wurde Simona Monyova in der Nacht zum Donnerstag im gemeinsamen Haus gefunden, wie die Polizei mitteilte. Sie war durch mehrere Stiche mit einem Messer schwer verletzt worden und bereits tot, als die Rettungssanitäter eintrafen. Der Ehemann wies ebenfalls schwere Stichverletzungen auf und wurde sofort in eine Klinik gebracht. Er konnte bis zum Sonntag noch nicht vernommen werden, nähere Aufklärung wird deshalb erst in dieser Woche erwartet.

Die Boulevardzeitung Blesk berichte-te mit Berufung auf einen engen Freund der Toten, Simona Monyova sei über Jahre von ihrem Mann geschlagen worden. "Simona hat mir in einer SMS geschrieben, ihr Mann habe sie elf Jahre geschlagen und vergewaltigt. Er bedrohte sie auch wiederholt mit dem Tod", zitierte das Blatt den Freund der Autorin. Deshalb habe die Frau sich scheiden lassen wollen. Eine andere Freundin der Toten erklärte dem Blatt, Simona Monyova habe in ihren Romanen beschrieben, was sie erlitten habe. "Hundertprozentig ist das aus ihrem Leben genommen, keine Phantasie", sagte sie.

In jedem Jahr hat die dunkelhaarige Schriftstellerin, die mit ihrem nun tatverdächtigen Mann und den drei Kindern im Brünner Stadtteil Obranech lebte, mindestens einen Roman veröffentlicht. Ihr Mann Boris gab sie im Selbstverlag heraus und machte damit offenkundig gute Geschäfte. Die Werke behandelten in unterhaltsamer Form Themen aus dem Familien- und Ehealltag und waren bei Frauen jeden Alters beliebt. In diesem Jahr hatte Simona Monyova wieder zwei Bücher vorgelegt, die tschechischen Titel lassen sich mit "Herzschmerzen" und "Die Frau mit den wilden Gefühlen" übersetzen.

Den Band "Herzschmerzen" präsentierte die erfolgreiche Autorin als Geschichte einer Ehe, die mit Glockenläuten beginnt und auf einem Schlachtfeld endet. "Es ist eine Geschichte voller Leidenschaft, Intrigen, Verlangen, Eifersucht, Sex, Panik vor dem Alter, persönlicher Unreife, Lügen und Rachsucht", sagte die Autorin und merkte an, sie stütze sich auf ihre Einbildungskraft ebenso wie auf eigene Erfahrungen und Erlebnisse von Freunden. Auf ihrer Website beginnt die Vorstellung des Buches mit einem Satz des deutschen Dichters Heinrich Heine: "Der Hochzeitsmarsch erinnert mich immer an die Musik, die gespielt wird, wenn Soldaten in den Kampf ziehen."

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