"Tinker" lösen Aufruhr aus:"Marodierende Minderheit"

"Leicht bekleidet, in Neonfarben" urteilt die Polizei über die irischen "Tinker". Die ethnische Minderheit zieht mit Wohnwagen durch Deutschland - in Köln rückte nun die Polizei an.

Bernd Dörries, Köln

In der Sprache der Behörden sind sie eine "nicht sesshafte ethnische Minderheit aus Irland". Nach einem ausgedehnten Besuch der Stadt Köln am Wochenende haben manche Bewohner dort aber eher das Gefühl, es mit einer "marodierenden" ethnischen Minderheit zu tun gehabt zu haben. So nannte ein Polizeisprecher das Verhalten einer Gruppe aus Irland, die zu der auch "Tinker" oder "Traveller" genannten Minderheit gehört.

Mit etwa hundert Wohnmobilen und Campingwagen haben sie in der Nähe des Doms Station gemacht. Von dort aus zogen die Jüngeren durch das Kölner Nachtleben, was zu einigem Aufruhr führte. Sie prellten die Zeche und prügelten sich, sieben Iren wurden deswegen in Gewahrsam genommen. Am nächsten Tag stand eine Hundertschaft der Polizei vor dem Campingplatz der Iren, um eine Razzia durchzuführen.

Etwa 50000 "Traveller" gibt es in den angelsächsischen Ländern, sie heiraten oft untereinander und sprechen ihre eigene Sprache, das Shelta. Ein "Tinker" war ursprünglich ein Kesselflicker, damit verdienten die irischen Nomaden einmal ihr Geld. Mit Pferdewagen fuhren sie über das Land. Als es keine Kessel mehr zu flicken gab, erweiterten sie ihr Tätigkeitsspektrum: Handel mit Pferden betrieben sie schon immer, der Verkauf von Möbeln und Hausieren kamen dazu.

Schlechter Ruf in der Gastronomie

In letzter Zeit haben sich viele "Tinker" auf das Teeren von Hofeinfahrten spezialisiert, ein Nischenmarkt, der aber offenbar große Gewinne abwirft. Manche "Tinker" haben nicht nur einen Wohnwagen an der Anhängerkupplung, sondern auch gleich eine ganze Teermaschine. Es kommt vor, dass sie an Türen klingeln und behaupten, man habe von einem Großauftrag noch etwas Teer übrig und sei gerne bereit, die Hofeinfahrt zu einem tollen Preis zu teeren. Und da die Deutschen bekanntlich sowohl geteerte Hofeinfahrten lieben als auch das Sparen, haben die "Tinker" hier ordentlich zu tun. Meist wird die Sache dann teurer als angekündigt und der Teer hält nicht so lange wie erhofft. Die Polizei warnt daher jedes Jahr wieder vor der Masche der irischen Teerkolonnen. In Rheinland-Pfalz beschäftigte sich bereits der Landtag mit dem Problem. Verbände der "Traveller" weisen jedoch daraufhin, dass die Kriminalität der Minderheit nicht höher sei als die der Gesamtbevölkerung.

In vielen Städten haben sich die "Tinker" bei der örtlichen Gastronomie einen schlechten Ruf erarbeitet und haben Lokalverbot. In Bad Brückenau randalierten sie in mehreren Lokalen und bewarfen die anrückende Polizei von einem Dach aus mit Ziegelsteinen. In Minden gab es eine Schlägerei im Saal eines Steakhauses. Die Bediensteten der städtischen Ordnungsämter schlagen die Hände über dem Kopf zusammen, wenn die "Tinker" wieder anreisen und öffentliche Plätze mit ihren zahlreichen Wohnmobilen besetzen.

In Irland hat die Politik mit verschiedenen Programmen versucht, die "Traveller" sesshaft zu machen, bislang mit geringem Erfolg. Die ihnen angebotenen Grundstücke lagen meist in Gewerbegebieten. Und so ziehen sie weiter mit ihren Wohnmobilen durch Europa. Die Polizei Saarbrücken berichtete erstaunt von "leicht bekleideten Damen in neonfarbenen Oberteilen". Das ist die typische "Tinker"-Tracht.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: