Netflix-Doku "Tiger King":Das Königreich zerfällt

Joe Exotic, Tiger King: Murder, Mayhem, and Madness (2020) Credit: Netflix / The Hollywood Archive Los Angeles CA PUBLIC

Joe Exotic, der Hauptdarsteller der Netflix-Doku "Tiger King".

(Foto: Netflix/Imago)

Der "Tiger King"-Zoo schließt. Dem jetzigen Leiter wurde offenbar seine Lizenz entzogen, nachdem das US-Landwirtschaftsministerium vernachlässigte Tiere entdeckt hatte.

Von Malin Hunziker

Mit Beginn der Corona-Beschränkungen in Deutschland erschien die True-Crime-Doku "Tiger King". Und die Menschen klebten auf ihren Sofas. Joe Exotic, dieser Typ mit blond gefärbtem Vokuhila, bunten Glitzerhemden und Pornobart, wurde weltberühmt.

Für alle, an denen das Phänomen Tiger King vorbeigegangen sein sollte: Im März dieses Jahres wurde eine sogenannte "Real Life"-Doku-Serie mit dem Titel "Tiger King" (deutscher Titel: "Großkatzen und ihre Raubtiere") auf Netflix ausgestrahlt, die einen außergewöhnlichen Hype auslöste. Allein in den ersten Tagen nach Veröffentlichung sahen sich mehrere Millionen Menschen die Serie an.

Grob zusammengefasst geht es darin um den 57-jährigen Joe Exotic alias "Tiger King", der auf seiner Farm in Oklahoma eine Unzahl Raubkatzen züchtet und sie in seinem Privatzoo vorführt. Sieben Folgen lang konnte man dabei zusehen, wie der Konflikt der zwei Hauptfiguren immer weiter eskalierte: der waffenbesitzende Exzentriker Joe Exotic gegen Tierrechtlerin Carol Baskin, die seinen Zoo zu schließen versuchte. Memes fluteten das Internet, nicht wenige (viel zu viele, meinen manche) feierten Exotic gar als Stil-Ikone.

Jetzt muss der Zoo mit sofortiger Wirkung schließen, wie der aktuelle Betreiber Jeff Lowe in einem inzwischen gelöschten Facebookpost in der Nacht auf Mittwoch mitteilte. Lowe hatte die Leitung des Raubtier-Zoos übernommen, nachdem Joe alias Tiger King wegen versuchten Auftragsmordes und Verletzung des Tierschutzgesetzes zu einer 22-jährigen Haftstrafe verurteilt wurde.

In seinem Post schrieb Lowe, dass das "Tiger-King-Phänomen" den Darstellern mehr Aufmerksamkeit beschert habe, "als irgendein Mensch verdient." Lowe war in der Serie unter anderem dadurch aufgefallen, dass er in einer Stretchlimo voller Tigerbabys durch Las Vegas fuhr und Fotos mit ihnen gegen Sex eintauschte.

"Die Prüfer, die meine Einrichtung fünfmal hintereinander inspiziert und für perfekt befunden haben, haben sich nun dem Druck von Peta (der Tierschutzorganisation, Anm.d.Red.) ergeben" , schreibt Lowe.

In einem Zwinger mit Betonboden vom Rudel isoliert

Das US-Landwirtschaftsministerium hatte in der "Tiger King"-Residenz mehrere verwahrloste Tiere entdeckt. In einem Inspektionsbericht des Ministeriums vom 22. Juni ist etwa die Rede von einem unterernährten Grizzly-Bären und zwei alten Wölfen mit Arthrose, die abseits vom Park in einem Zwinger mit Betonboden von ihrem Rudel isoliert worden seien. Ein 16 Wochen altes Löwenjunges mit eiternden Nasenlöchern befand sich dem Bericht zufolge in einem so kritischen Zustand, dass es sofort aus dem Park in eine Tierklinik transportiert werden musste.

Der Hype soll aber noch kein Ende nehmen - das scheint jedenfalls Lowes Absicht zu sein. In seinem Post verkündet er Zukunftspläne: "Unser neuer Park wird zumindest auf absehbare Zeit ein privates Filmset für Fernsehinhalte im Zusammenhang mit 'Tiger King'-Inhalten für Kabel- und Streaming-Dienste werden." Was mit den Tieren passieren wird, ist noch unklar.

Klar hingegen ist, dass Netflix Berichten zufolge eine zweite Staffel "Tiger King" plant. Ein offizielles Statement des Streaming-Diensts steht noch aus.

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