Tierschutz:Löwenbaby im Lamborghini

Tierschutz: Dieses Löwenjunge fand die Pariser Polizei in einem Lamborghini.

Dieses Löwenjunge fand die Pariser Polizei in einem Lamborghini.

(Foto: AFP)
  • In Frankreich tauchen immer wieder Löwenbabys auf - das zeigt, dass der illegale Handel mit Wildtieren auch Europa betrifft.
  • Die Tierschutzorganisation IFAW fand in sechs Wochen auf legalen Internetportalen fast 12 000 illegal angebotene Wildtiere, oder Teile davon.

Von Nadia Pantel, Paris

Menschen, die Lamborghini fahren, und Menschen, die ein Löwenbaby verstecken, haben auf den ersten Blick entgegengesetzte Interessen. Erstere wollen Aufmerksamkeit, Letzteren würde man eher zu Diskretion raten. Auf einen Mann, der am Montagabend der französischen Polizei auffiel, treffen diese Annahmen nicht zu. Er fuhr mit einem gemieteten Lamborghini den Pariser Prachtboulevard Champs Élysées entlang, und als die Polizisten ihn für eine Routinekontrolle an die Seite winkten, entdeckten sie im Wagen ein Löwenbaby.

In Frankreich hat man sich inzwischen fast schon daran gewöhnt, dass hier und da ein junger Löwe auftaucht. Am 23. Oktober wurde ein sechs Wochen altes Löwenbaby in einem Kinderbett in einer Wohnung in einer Pariser Vorstadt gefunden. Fahnder waren auf das Tier aufmerksam geworden, weil ein Mann Videos der Raubkatze ins Internet gestellt hatte. Einen Tag später stießen Zollbeamte in Marseille auf ein Löwenbaby, das in einem Käfig geschmuggelt wurde. Im Oktober 2017 wurde ein halb verhungerter Junglöwe aus einer Wohnung in Seine-Saint-Denis bei Paris gerettet. Das Tier wurde von einem Mann gehalten, der die Polizei auf seine Spur brachte, weil er wiederholt Selfies von sich mit dem Löwen in sozialen Medien veröffentlichte.

Raubtiere als Statussymbol. Über dieses Phänomen war zuletzt mit Blick auf die Vereinigten Arabischen Emirate diskutiert worden. Dort hatte der Wildtier-Irrsinn so um sich gegriffen, dass im Januar 2017 ein Gesetz erlassen wurde, das nicht nur das Halten, sondern auch das Zurschaustellen von Kobras, Zebras, Geparden und Ähnlichem verbietet. Die international etablierte Angeber-Trias "Mein Haus, mein Boot, mein Auto" war am Golf um "meine Raubkatze" erweitert worden.

Die französischen Löwenbabys zeigen, dass der illegale Handel mit Wildtieren auch Europa betrifft. In einem Bericht der Tierschutzorganisation Traffic für die Europäische Kommission wird die EU "einer der größten Märkte für Wildtiere und Wildtierprodukte der Welt" genannt.

"King verbringt glückliche Tage"

2017 untersuchte die Tierschutzorganisation IFAW (International Fund for Animal Welfare) sechs Wochen lang legale Internetportale in Frankreich, Deutschland, Russland und Großbritannien nach illegalen Angeboten. Der IFAW fand 11 772 zum Verkauf angebotene Wildtiere (oder Teile von Wildtieren). Gesamtwert: 3,5 Millionen Euro. Elfenbein und Schildkröten zählen zu den beliebtesten Gütern, doch die Nachfrage nach Raubtieren steigt. Der Mann, der sich in Paris ein Löwenbaby im Kinderbett hielt, plante nach eigenen Angaben, die Wildkatze für 10 000 Euro zu verkaufen.

Wenn die Polizei der Großkatzen-Besitzer habhaft wird, vertauschen sich meist Schicksal von Tier und Mensch. Der Mensch kommt hinter Gitter, das Tier bekommt mehr Platz. So zum Beispiel im Fall des Löwen "King", der vergangenes Jahr in Seine-Saint-Denis gefunden wurde. Sein Selfies schießender Besitzer wurde zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt, und King reiste nach Südafrika. Die Pariser Feuerwehr, die das Tier befreit hatte, hielt Kontakt zu dem Löwen. Im August meldete sie: "King verbringt glückliche Tage in einem 25 000 Hektar großen Reservat."

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