Tierhaltung:Zoo Hannover wehrt sich gegen Vorwürfe der Elefantenquälerei

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Die Tierschutzorganisation Peta wirft dem Zoo Hannover vor, seine Elefanten zu misshandeln. (Foto: dpa)
  • Peta hat heimlich im Elefantengehege im Zoo Hannover gefilmt.
  • Die Aufnahmen, die in der ARD-Sendung Report Mainz gezeigt wurden, sollen zeigen, wie die Tiere gequält werden.
  • Der Zoo wehrt sich gegen die Vorwürfe.

Die Videoaufnahme zeigt, wie ein Pfleger mit einem Metallstab auf einen kleinen Elefanten einschlägt. Ein kurzer Hieb, dann noch einer. Das Tier gibt einen Laut von sich. Der Tierschutzorganisation Peta zufolge wird hier ein Elefant im Zoo Hannover von seinem Pfleger mit einem sogenannten Elefantenhaken gequält, um ihn für ein Kunststück zu dressieren.

Peta hatte im Herbst heimlich Kameras im Trainingsbereich der Elefantenanlage versteckt und dokumentiert, wie Pfleger die Jungtiere dressieren und dazu eine Stange mit Metallspitze nutzen, eben jenen Elefantenhaken. Die Aufnahmen zeigen allerdings nicht, ob die Tiere dabei verletzt worden sind. Am Dienstagabend hat die ARD das Video in der Sendung Report Mainz gezeigt. Peta hat mittlerweile bei der Staatsanwaltschaft Hannover Strafanzeige wegen Tierquälerei erstattet.

Auch der Zoo Hannover hat reagiert. Man wolle den Vorwurf der Misshandlung entkräften und die heimliche Video-Aufnahme genau analysieren. "Sollte irgendwo ein Fehlverhalten stattgefunden haben, werden wir konsequent handeln", sagte Zoo-Direktor Andreas Casdorff. Die Elefantenshows habe man allerdings bereits vor etwa drei Jahren abgeschafft. "Wir machen nur noch kommentierte Fütterungen. Diese Kunststücke finden nicht mehr statt", so Casdorff.

Die Tierschutzorganisation stellt es anders dar: Peta zufolge stammen die Video-Aufnahmen, auf denen auch zu sehen ist, wie Elefanten Kunststücke vor Besuchern aufführen, aus dem Frühjahr 2016.

Der Einsatz des Elefantenhakens in der Tierhaltung sei nichts ungewöhnliches, sagt Volker Homes, Geschäftsführer des Verbands der Zoologischen Gärten e. V. "Das hat erstmal nichts mit Tierquälerei zu tun." In deutschen Zoos würden Elefanten auf zwei verschiedene Arten gehalten: Beim sogenannten "free contact" akzeptieren die Tiere den Pfleger als Teil der Herde. Dieser bewege sich frei neben den Elefanten. Den Elefantenhaken nutze er als verlängerten Arm oder Stoßzahnersatz, um die Tiere zu dirigieren und sich Respekt zu verschaffen. "Die Elefanten werden dadurch nicht verletzt", so Homes.

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Einige der 27 deutschen Zoos, in denen Elefanten leben, haben nach Angriffen auf Mitarbeiter ihre Tierhaltung auf "protected contact" umgestellt. Dabei agiere der Tierpfleger von der Herde getrennt und sei so besser geschützt, sagt Homes. Sogar medizinische Pflege erfolge durch ein Gitter. "Beide Tierhaltungen haben Vor- und Nachteile", so Homes. Auch der Zoo Hannover ist nach eigenen Angaben dabei, die Haltung der Elefanten von "free contact" auf "protected contact" zu ändern. Die Elefantenhaken würden dann nicht mehr zum Einsatz kommen.

Der Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, Thomas Schröder, verurteilt die Haltung von Elefanten in Zoos generell. "Wenn dann auch noch Bilder, wie aktuell aus Hannover, dokumentieren, dass die Tiere bedroht oder ihnen Gewalt angetan wird, um den direkten Umgang zu ermöglichen oder ihnen fragwürdige Kunststückchen beizubringen, so ist dies aus Tierschutzsicht nicht mehr tragbar und auch nicht mit den Ansprüchen vereinbar, die Zoos heute an sich selbst stellen", sagt Schröder.

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