SZ-Serie "Ein Anruf bei ...":Warum ein Schrittzähler beim Schwein explodierte

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Die Feuerwehr North Yorkshire löscht ein Feld. Foto: NorthYorksFire/Twitter (Foto: NorthYorksFire/Twitter)

Aufgefuttert und ausgeschieden - so hat ein Messgerät in Nordengland offenbar einen Brand verursacht. Ein Gespräch mit Schweinefachfrau Nora Hammer über Batterien in Exkrementen und die Technisierung der Landwirtschaft.

Interview von Martin Zips

Am Wochenende hat in Bramham in der Nähe von Leeds in Nordengland ein Feld gebrannt. Ursache war nach Angaben der Feuerwehr von North Yorkshire der Schrittzähler eines Schweins. Offenbar war dieser von einem anderen Schwein gefressen und wieder ausgeschieden worden und hatte anschließend in einer chemischen Reaktion mit den Exkrementen der Tiere das Heu im Stall in Brand gesetzt. Ein Gespräch mit Nora Hammer vom deutschen Bundesverband Rind und Schwein.

SZ: Frau Hammer, wie üblich ist der Einsatz von Schrittzählern bei Schweinen?

Nora Hammer: Eher unüblich. Offenbar wollte irgendjemand mit dem Schrittzähler beweisen, dass seine Freilandschweine mehr Schritte machen als andere Schweine im Stall.

Das ist doch eine tolle Idee.

Vielleicht. Aber in Deutschland gibt es so etwas eher nicht.

Doch, doch. Ich habe im Internet Schrittzähler für Rinder gefunden.

Ja, für Rinder gibt es das schon. Wegen der Brunsterkennung.

Nora Hammer, Schweineexpertin vom Bundesverband "Rind und Schwein". (Foto: oH)

Bitte?

Bei steigender Aktivität der Milchrinder kann man damit rechnen, dass diese bald brünstig werden und man sie besamen kann.

Das könnte man doch auch bei Schweinen machen.

Nein. Sauen werden alle gleichzeitig im Deckstall besamt. Normalerweise im Dreiwochenrhythmus. Schweine werden ja gleichzeitig rauschig. Wir sprechen von Rausche-Synchronisation in der Herde. Deshalb braucht man auch keinen Schrittzähler. Eher einen Eber, der vor den Sauen auf und ab läuft. Dann kann es gleichzeitig losgehen.

Schrittzähler scheinen schon ziemlich gefährlich zu sein, falls die Batterien mal im Kot landen.

Ja, anscheinend, wie der Vorfall in Yorkshire zeigt. Kühe würden sich nie gegenseitig ihre Geräte, Sender oder Ohrenmarken abfressen. Schweine schon. Die sind nicht nur neugierig, sondern auch Allesfresser.

Frau Hammer, wird man angesichts des Klimawandels und der fortschreitenden Technisierung auch in der Landwirtschaft künftig mit mehr derartigen Feldbränden rechnen müssen?

Ich denke nein. Wir haben in Deutschland nur sehr wenige Freilandschweine. Und noch weniger dürften einen Schrittzähler besitzen. Aber auch in anderen Bereichen, zum Beispiel der automatisierten Fütterung oder der GPS-Ortung, sehe ich derzeit keine Brandgefahr.

Aber interessant ist das Thema schon. Denken Sie auch an die vielen Menschen, die mit Schrittzähler in der Natur laufend unterwegs sind.

Stimmt. Das ist ein großer Markt. Als Kuh oder Schwein würde ich auf jeden Fall viel lieber heute leben wollen als vor 20, 30 Jahren. Das Tierwohl steht, auch angesichts der technischen Möglichkeiten, viel mehr im Vordergrund.

Trotz künstlicher Besamung und laufender Eber im Deckzentrum?

Heute müssen die Besamer zuerst geschult sein, bevor sie loslegen.

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