Tiere:Hauptstadt im Panda-Fieber

Pandabären

Zwei Pandas (Archivbild) werden in Berlin zu Gast sein für 15 Jahre, für jedes Jahr überweist der Berliner Zoo dafür 920 000 Euro nach China.

(Foto: dpa)
  • Der Berliner Zoo wird zwei chinesische Pandabären bekommen. Sie heißen Mengmeng und Jiao Qing.
  • Für die Leihgabe überweist der Zoo jährlich 920 000 Euro nach China.
  • Das Gehege hat zehn Millionen Euro gekostet, es gilt als das modernste Europas.

Von Verena Mayer und Kai Strittmatter

Pandas haben eine eigentümliche Wirkung auf die Menschen, den meisten knipsen sie den Verstand aus. Als am 20. April 1972 das eben eingeflogene Pandaweibchen Ling-Ling und sein Gefährte Hsing-Hsing sich im National Zoo in Washington erstmals der Öffentlichkeit stellten, da stand Pat Nixon, die First Lady, in der ersten Reihe, und "kicherte die ganze Zeit", wie die New York Times auf der Titelseite vermeldete. Als sie sich schließlich wieder gefasst hatte, rang sie sich diesen Satz ab: "Alle wollen sie einfach nur knuddeln."

So fand damals ein Vierteljahrhundert Funkstille zwischen Peking und Washington ihr Ende. Mao Zedong und Richard Nixon hatten den historischen Deal zwischen ihren Ländern über ein paar Tischtennismatches eingefädelt und mit dem Pandapärchen besiegelt. Wen die Chinesen entwaffnen und an sich drücken wollen, dem schenken sie Pandas. Auch die Berliner werden das nun erfahren.

Aber was heißt schon Geschenk, Leihgabe ist in dem Fall wohl das genauere Wort. Die Pandas werden in Berlin zu Gast sein für 15 Jahre, für jedes Jahr überweist der Berliner Zoo dafür 920 000 Euro nach China. Fünf Jahre nach dem Tod des Veteranen Bao Bao, den die Chinesen einst Bundeskanzler Helmut Schmidt schenkten, wird damit in Deutschland wieder ein Panda zu Hause sein.

Das Gehege ist der Landschaft eines tibetisches Hochplateaus nachempfunden

Im Berliner Zoo ist man dementsprechend aufgeregt und arbeitet seit Monaten an einem Panda-Gehege, das der Landschaft eines tibetisches Hochplateaus nachempfunden ist. Mit einem eigenen Klettergarten und einem chinesischen Pavillon, in dem man die Tiere beobachten wird können. Pandas brauchen Rückzugsmöglichkeiten, sie sind Einzelgänger und schlafen sehr viel. Nicht so gerne paaren sie sich, weswegen die Bereiche von Mengmeng und Jiao Qing, wie die beiden Pandas heißen, durch einen sieben Meter langen "Liebestunnel" miteinander verbunden sind, wo sie den erhofften Nachwuchs zeugen sollen. Das Gehege hat man sich zehn Millionen Euro kosten lassen, es gilt als das modernste Europas. Der Berliner Zoo hat jedenfalls schon das "Panda-Fieber" ausgerufen, man hofft auf einen ähnlich großen Besucherandrang wie seinerzeit beim kleinen Eisbären Knut.

Panda-Diplomatie, das hatte schon vor Mao Tradition in dem Land - und die Panda-Diplomatie hat mit dessen Tod lange nicht aufgehört, im Gegenteil. Kaiserin Wu Zetian aus der Tang-Dynastie soll die erste gewesen sein, im Jahr 685 sandte sie dem Regenten von Japan 70 Felle und zwei Bären, die Historiker als Pandas identifiziert haben wollen. Beweise gibt es dafür allerdings keine, die hat man erst für das Jahr 1941, damals hatte China eine fast so schillernde neue Kaiserin: Soong Meiling, die Frau des nationalistischen Diktators Chiang Kai-shek, die in den USA studiert und gelebt hatte und die großes Geschick darin hatte, die Amerikaner PR-mäßig um den Finger zu wickeln. Sie schenkte dem Zoo in der Bronx ein Pandapärchen, die exotischen Tiere wurden eine Sensation und so kurz nach dem japanischen Angriff auf Pearl Harbor zum Symbol für amerikanisch-chinesische Freundschaft.

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