Tief "Petra":Hunderte Zugreisende harren in Dunkelheit und Kälte aus

Unfälle, gestrichene Flüge - und Passagiere eines Regionalzuges in Panik: Tief "Petra" sorgt für schwere Verkehrsbehinderungen.

Tief Petra ist so gut wie weg und hinterlässt Schnee, Frost und Glätte in Deutschland. Nach Durchzug des Sturmtiefs hob der Deutsche Wetterdienst (DWD) in der Nacht die meisten Unwetterwarnungen auf, lediglich für Baden-Württemberg und Sachsen wurden sie aufrechterhalten.

Ruhig ist es aber dennoch nicht. Drei Menschen starben bei Autounfällen auf glatten Straßen in Bayern. In Nordrhein-Westfalen herrschte weiter Chaos auf den Autobahnen. Seit dem Abend dürfen im ganzen Land keine Lastwagen mit mehr als 7,5 Tonnen Gewicht mehr fahren. Dutzende waren zuvor im Schnee stecken geblieben oder an eisglatten Steigungen gescheitert. Im Bergischen Land auf der A 4 standen 50 Lkw hintereinander.

Bei Dortmund, Köln und Münster waren sämtliche Autobahnen gesperrt. Teilweise kam es zu 40 Kilometer langen Staus. Autofahrer saßen stundenlang in ihren Wagen fest und mussten mit Getränken und Decken versorgt werden. In Sachsen, Sachsen-Anhalt, Berlin und Brandenburg kam es ebenfalls zu Staus auf den Autobahnen, die nach Unfällen oder querstehenden Lastwagen gesperrt werden mussten. In Dresden zählte die Polizei binnen weniger Stunden 100 Unfälle. In Sachsen-Anhalt saßen Autofahrer stundenlang auf der A 2 und der A 14 fest. In Bayern starben auf glatten Straßen drei Menschen.

In Hessen blieben sogar Streudienste auf den Autobahnen liegen. In Frankfurt schliefen so viele Menschen im Stau in ihren Autos ein, dass die Polizei sie wecken musste, damit es weitergehen konnte. Da es in Frankreich und Luxemburg ein Fahrverbot für Laster ab 7,5 Tonnen gab, reihten sich auf der A 8 an der Grenze nach Luxemburg mehr als hundert Lkw.

Flüge gestrichen

Auch im Luftverkehr gibt es zahlreiche Ausfäll. Am Frankfurter Flughafen sind infolge des Wintereinbruchs in Europa am Freitag erneut 200 von 1.400 Flügen annulliert worden. Die Streichungen seien aber überwiegend auf Probleme außerhalb Frankfurts zurückzuführen, sagte ein Sprecher. Die Start- und Landebahnen am größten deutschen Flughafen selbst waren am Freitag normal in Betrieb. Bereits am Donnerstag waren 246 Flüge in Frankfurt gestrichen worden.

Auch an den Flughäfen in Berlin, Düsseldorf, München und Hamburg kam es zu Verzögerungen und Annullierungen.

In Berlin-Tegel fiel ein Drittel der Flüge aus. Am Münchner Flughafen wurden rund 100 Flüge annulliert, zahlreiche weitere waren verspätet, wie ein Sprecher des Münchner Flughafens mitteilte.

Panik im Regionalexpress

Der Schnee beeinträchtigte auch den Bahnverkehr in Berlin und Brandenburg. Es kam sowohl im Regional- wie im Fernverkehr zu zahlreichen Verspätungen. Besonders drastisch aber erwischte es Fahrgäste in Schleswig-Holstein: In einem Zug, der zwischen Hamburg und Lübeck ohne Strom in der Dunkelheit liegenblieb, brach Panik aus. Ein Sprecher der Bahn bestätigte am Freitag einen entsprechenden Bericht von NDR1 Welle Nord.

Der Regionalexpress mit etwa 400 Fahrgästen sei am Donnerstagabend vier Stunden lang auf offener Strecke bei Tremsbüttel (Kreis Stormarn) liegen geblieben. Wegen des Rückstaus waren 38 Züge von dem Stromausfall an der Strecke Hamburg - Lübeck betroffen. Tausende saßen an den Bahnhöfen in Ahrensburg und Bargteheide in der Kälte fest. Hunderte Fahrgäste mussten stundenlang in Dunkelheit und Kälte ausharren. Nachdem die Batterien des Zuges erschöpft waren, fielen die Heizung und auch der Strom aus, erläuterte der Bahnsprecher. Es gab kein Licht mehr und auch keine Durchsagen des Bahnpersonals. Weil auf der Nebenstrecke weiter Züge fuhren, durfte der Zugführer die Türen aus Sicherheitsgründen nicht öffnen. Nach Angaben von Augenzeugen hätten einige Fahrgäste versucht, Scheiben einzuschlagen, berichtete NDR1 Welle Nord. Erst nach etwa einer Stunde hätten die Menschen aussteigen dürfen. Katastrophenschutz, Feuerwehren und Rettungsdienste brachten die Menschen in einer Turnhalle und einem Feuerwehrgerätehaus in Tremsbüttel unter.

Einige Fahrgäste erlitten Unterkühlungen und Kreislaufprobleme und mussten medizinisch behandelt werden. Verletzte habe es nicht gegeben, sagte der Bahnsprecher. Seit Donnerstagabend 22:30 Uhr laufe der Bahnverkehr zwischen Hamburg und Lübeck wieder normal.

Im Norden profitierten zumindest die Kinder von den Schneefällen: In einigen Landkreisen in Niedersachsen und in Schleswig-Holstein war wieder schulfrei angesagt. Und auch in Bayern dürften in zahlreichen Landkreisen Kinder am Freitag daheim bleiben. Hunderttausende Schüler mussten bereits am Donnerstag nicht zum Unterricht gehen.

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