Thronwechsel in den Niederlanden:"Es gibt nur einen König"

Niederlande, Prinz Willem Alexander Königin Beatrix, Prinzessin Maxima

Der Thronfolger übernimmt: Willem-Alexander löst Königin Beatrix ab, seine Frau Máxima wird Königin, jedoch nur formal.

(Foto: dpa)

Wird der Nachfolger von Königin Beatrix sich ausschließlich durch das Fehlen eines Hutes hervortun? Nimmt man Willem-Alexander beim Wort, wird sich sein Stil wohl nur in Nuancen von dem seiner Mutter unterscheiden. Auch wenn Máxima künftig den Titel "Königin" tragen wird: Ein Job-Sharing schließt der Monarch aus.

Von Thomas Kirchner

Die Niederländer können beruhigt sein: Sie werden ein entspanntes neues Königspaar erhalten. Ihr großes Fernseh-Interview vor der Inthronisierung am 30. April absolvierten Willem-Alexander und seine Frau Máxima souverän und doch charmant. Nimmt man ihn beim Wort, wird sich Willem-Alexander in seinem Stil als König wohl nur in Nuancen von seiner Mutter Beatrix unterscheiden, die nach 33 Jahren Regentschaft Ende Januar ihre Abdankung angekündigt hatte.

"Ich werde zuallererst ein traditioneller König sein, basierend auf der Tradition meiner Vorgänger, die für Kontinuität und Stabilität der Nation stehen", sagte Willem-Alexander. Er wolle aber auch ein "König des 21. Jahrhunderts sein, der die Gesellschaft vereinen, repräsentieren und ermutigen will". Zwei Journalisten hatten den Thronfolger und seine aus Argentinien stammende Frau befragt, das Gespräch wurde am Mittwochabend zur besten Sendezeit im niederländischen Fernsehen ausgestrahlt.

Die Nuance, die den Unterschied ausmacht, das wäre vielleicht eine etwas größere Volksnähe. Seine Mutter will "Majestät" genannt werden, dem Sohn wäre jede Anrede recht. "Die Leute können mich ansprechen, wie sie wollen, weil sie sich dann wohl fühlen." Außerdem deutete der neue König an, dass er sich notfalls mit einer rein repräsentativen Rolle abfinden würde. Er habe damit "absolut kein Problem. Und wenn meine Unterschrift nötig ist, werde ich unterschreiben."

Noch sind mit dem Königtum einige wenige politische Funktionen verbunden, die allerdings vom Parlament im vergangenen Jahr weiter beschränkt wurden. Die Monarchie an sich sei schon inhaltlich beladen, sagte der Thronfolger.

Willem-Alexander wird am 27. April 46 Jahre alt, dieses Datum wird den 30. April (den Geburtstag von Beatrix' Mutter Juliana) als Feiertag der niederländischen Monarchie ablösen. Er fühle sich gut vorbereitet auf das Amt, sagte Willem-Alexander. Und doch werde er einen "gesunden Zweifel" behalten, ob er der Regentschaft gewachsen sei. "Das ist auch gut so", sagte er in dem Interview.

Máxima wird den Titel "Königin" erhalten. Das sei eine rein formale Sache, sagte die 41-Jährige, und ihr Mann stellte mit Nachdruck klar, dass es kein "Job-Sharing" auf dem Thron geben werde. "Es gibt nur einen König. Bis 30. April ist das Beatrix, danach bin es wohl ich."

Der künftigen Thronfolgerin Amalia, 9, und den beiden anderen Töchtern des Paars soll es ergehen wie Willem-Alexander und seinen Brüdern: Sie sollen eine möglichst normale Kindheit erleben können und erst mit der Volljährigkeit an die Öffentlichkeit treten. Als die Familie von Beatrix' Abdankungsplan erfuhr, habe ihn Amalia gleich gefragt, wie lange er auf dem Thron bleiben wolle, erzählte Willem-Alexander. "Das würdest du wohl gerne wissen, habe ich gesagt."

Amsterdam steht am 30. April vor einem seltenen Festtag. Eigentlich einem doppelten - gefeiert werden Königinnentag und Inthronisierung. Beatrix wird am Morgen im königlichen Palast ihre Abdankung unterzeichnen. Ihr Nachfolger winkt dann auf dem Balkon dem Volk zu, bevor er in der Nieuwe Kerk nebenan eine Rede hält, einen Eid ablegt und dem Parlament seine Huldigung erklärt. Der Abend klingt mit einer Bootsfahrt auf dem Ij aus, der Wasserstraße nördlich des Bahnhofs.

Die Hauptstadt rechnet mit mehr als einer Million Gästen, die - in Orange gekleidet - über Straßen-Flohmärkte bummeln, Hunderten Live-Bands oder Konservenmusik zuhören, an allen Ecken essen, trinken, kiffen können. Um Exzessen vorzubeugen, darf in Zügen und Bahnhöfen kein Alkohol verkauft werden, in Geschäften nur ein Getränk pro Person. Straßenhandel ist verboten. Wer sich nicht an die Regeln hält, kann ohne Weiteres festgenommen werden.

Wenn es spätnachts dann richtig rund geht zwischen den Grachten, wird die Königsfamilie wahrscheinlich schon im Bett liegen.

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