Das Silicon Valley (englisch für Silicium-Tal) steht für Fortschritt, für technologische Innovationen, die schon mal Jahrzehnte prägen können – und für Männer in schwarzen Rollkragenpullis. Männer wie Steve Jobs. Der ehemalige Apple-CEO gilt als Erfinder der Launch-Partys, also jener Produktanbetungen, bei denen er nicht nur ein neues iPhone oder iPad auf großer Bühne bewarb, sondern immer auch den Anspruch hatte, die Massen zu bewegen. Sie waren eine Show. Dass Deutschland dem Hightech-Tal jedoch in nichts nachsteht, will nun ausgerechnet das in Wuppertal (man könnte sagen: Wupper Valley) angesiedelte Unternehmen Vorwerk zeigen.
Während das transatlantische Vorbild noch tief und fest schlief, stellte am Wochenende der Staubsauger- und Küchenmaschinen-Direktvertreiber der Weltöffentlichkeit sein neuestes Herzstück vor: den Thermomix TM7 (ähnlich durchnummeriert wie die iPhones, die sind aber schon bei Generation 16). Tausende Zuschauer und Zuschauerinnen durften in einer abgedunkelten Messehalle in Berlin dem „Reveal“, der Enthüllung, des Haushaltsgeräts entgegenfiebern, mit epischer Musik, einer Lasershow und viel Pathos.
Schon längst geht es hierbei anscheinend um viel mehr als um einen elektrischen Allzweck-Küchentopf. In einem Videoclip, der den Thermomix-Ultras in Berlin gezeigt wird, fährt die Kamera so ehrerbietig über die Texturen des Gerätes, dass man erwarten könnte, ein Raumschiff oder zumindest ein neuer Lamborghini wird hier enthüllt. Als dann zum Grande Finale nur ein Haushaltsprodukt (Neupreis: 1549 Euro) auf einem Pult aus dem Boden aufsteigt, kann sich das Publikum trotzdem kaum noch halten: Jubel, Applaus, Gekreische, Emotionen. Irgendwann ertönt „Can You Feel the Love Tonight“ von Elton John, und spätestens jetzt liegt sich die Thermomix-Community schunkelnd in den Armen.
Wer hätte gedacht, dass Jobs’ Verkaufsstrategie eines Tages auch mal die gutbürgerliche Familienküche in Deutschland aufrütteln würde.