Das Theater Ulm bringt das Leben des wohl berühmtesten lebenden Ulmers auf die Bühne, an diesem Freitag ist Uraufführung. Der Titel des Stücks: "Aufstieg und Fall des Uli H. - eine deutsche Wurstiade", geschrieben von der Münchner Schauspieldozentin Sarah Kohrs, laut Programmankündigung ein "scharf gewürztes Porträt des Ulmer Promis, umhüllt von einer musikalischen Pelle". Ein Gespräch mit Regisseur Stephan Dorn über beleidigte Leberwürste und sonstige Geschmackssachen. Die Premiere ist übrigens ausverkauft.
SZ: Eine "Wurstiade" über den Metzgersohn Uli Hoeneß am Theater Ulm - wie steht es um das Verhältnis dieser Stadt zur Wurst?
Stephan Dorn: Ulm hat dasselbe Verhältnis zur Wurst wie die meisten deutschen Städte. Man mag die Wurst, man isst sie in jeder Form, ob vegetarisch oder vom Schwein. Die Ulmer sind ihr herzlich zugetan.
Und Hoeneß? Wie sehen die Ulmer den berühmtesten Sprössling ihrer Stadt?
Nach meiner Erfahrung ist es sehr geteilt. Es gibt Leute, die sagen zu seiner Steuergeschichte: Ist doch alles nicht so schlimm. Andere finden: Wegsperren, für immer! Das Meinungsbild ist also genauso gespalten wie im Rest von Deutschland.
Was für Würste kommen im Stück vor?
Es wird eine große Bandbreite geben, die Wurst wird prägend sein. Sowohl inhaltlich als auch in Form von Objekten des Bühnenbildes. Wir haben Requisiten, und natürlich steht die Wurst auch thematisch im Mittelpunkt: In Form der "Objektwurst", aber auch der "metaphorischen Wurst".
Die metaphorische Wurst?
Wir versuchen, die Wurst als Zeichen zu verwenden. Auf eine gewisse Art beinhaltet das Stück eine "anwachsende" Wurst, die als Illustration zum Aufstieg des Uli Hoeneß dient. Die Wurst als Symbol des Kapitalismus, des Erfolges, sozusagen.
Hoeneß gilt als Bauchmensch, wenn die "Abteilung Attacke" losrollt, wird's deftig - das schreit nach einer Hauptrolle für die "beleidigte Leberwurst". Oder eher was Grobes?
Nach den Ereignissen zuletzt wäre die beleidigte Leberwurst sicher eine Option. Es werden alle Arten von Würsten ihren Part spielen. Die feine, aber auch jene, die hart anpackt.
Welches dramaturgische Potenzial steckt in der Figur Uli Hoeneß?
Ein ziemlich klassisches eigentlich. Uli Hoeneß verkörpert den American Dream, aber auf eine sehr deutsche Art. Sein Leben gibt eine klassische Dramaturgie vor - wie der Titel unseres Stücks schon sagt: "Aufstieg und Fall des Uli Hoeneß". Und am Ende vielleicht auch wieder Aufstieg. Es gibt jedenfalls eine große Fallhöhe.
Spielt Hoeneß nicht ohnehin schon lange sein eigenes Theater? Siehe "Journalistenbeschimpfungspressekonferenz"?
Er ist natürlich ein Mensch, der Inszenierung wahnsinnig gut beherrscht. Der auch rhetorisch viel draufhat. Der seine eigene Inszenierung voll in der Hand hat. Ich hoffe, dass das Stück eine gewisse ironische Brechung schafft und dazu anregt, über den Menschen Hoeneß zu reflektieren. Vielleicht kann der Zuschauer ihm auch etwas abgewinnen, was Hoeneß nicht über sich selbst sagen könnte. Die Selbstironie, die ihm vielleicht abgeht, wollen wir in der Inszenierung zum Leben erwecken.
Konnten Sie seine legendäre Pressekonferenz noch im Stück verarbeiten?
Das ist schwierig. Was, wenn am Wochenende wieder was Neues passiert? Etwas, das noch wahnsinniger ist? Deswegen gibt es im Stück Freiraum, in dem die Schauspieler aktuelle Dinge improvisatorisch ansprechen, ohne dass sie ganz konkret die Pressekonferenz nachspielen.
Ein Mächtiger verliert den Blick für die Realität - ist das schon Material für eine klassische Tragödie?
Zur Tragödie gehört ein tragisches Ende. Hoeneß befindet sich noch in seiner "aktiven" Karriere, ein Ende ist nicht abzusehen, deswegen hat es was von Tragödie und Komödie. Nennen wir es "humorvolle und musikalische Revue".
Was haben die Zuschauer zu erwarten? Planen Sie was Interaktives, etwa Torwandschießen mit Würsten?
Gute Idee, hätten wir einbauen sollen! Es gibt ein Quiz. Und vielleicht ist auch eine Wurst zu ergattern.