Man kann darüber streiten, ob Maya Bay in Thailand nun der schönste Strand der Welt ist. Der berühmteste ist es mit Sicherheit, was an dem Film "The Beach" liegt, der 1998 hier auf der Phi-Phi-Inselgruppe gedreht wurde, unter anderem mit Leonardo Di Caprio. Bis heute sorgt er dafür, dass Touristen den "Di Caprio"-Beach besuchen wollen. Jeden Tag legen also die Speedboote an der Rückseite der Insel an, lassen Touristen an Land, die dann über einen schmalen Weg durch den Wald an den Strand laufen. Er ist nur wenige Hundert Meter lang, einmal nach links gehen, einmal nach rechts, Selfie machen, und wieder zurück.
Ins Wasser darf man seit 2018 nicht mehr, wegen der Riffhaie und Korallen, die von den Besuchermassen vertrieben und niedergetrampelt wurden. Erst seit Anfang 2022 ist es erlaubt, den Strand wieder zu betreten, nachdem sich die Umwelt etwas erholt hatte. Am Mittwoch aber meldete die Bangkok Post, dass der Oberste Gerichtshof Thailands das Forstministerium angewiesen habe, Maya Bay wieder in den Urzustand zu versetzen.
Nur: Was soll das für ein Zustand sein?
Schon kurz nach den Dreharbeiten war es zu Klagen gekommen, wegen "ökologischen Vandalismus", es wurden angeblich sogar eingeflogene Palmen gepflanzt und Büsche ausgerupft, um den Strand "perfekt" zu machen. Die zuständige "Krabi Provincial Administration Organisation" und 17 weitere Parteien haben später Klage beim Zivilgericht eingereicht, das für Umweltfälle zuständig ist. Sie klagten gegen den damaligen Landwirtschaftsminister, das Forstministerium, den damaligen Leiter des Forstministeriums, die 20th Century Fox und deren thailändische Vertretung Santa International Film Production, als Erst- bis Fünftbeklagte. Die Lage ist eher unübersichtlich.
"Eine Menge Kokosnüsse haben sie hergeschifft."
Erst 2019, etwa 20 Jahre später, hatte sich die Filmfirma schließlich bereit erklärt, 10 Millionen Bath (etwa 270 000 Euro) für den Naturschutz zu spenden. Es sollte über mehrere Jahre hinweg in die Maya Bay investiert werden. Mit dem neuen Urteil werden nun auch die Ranger in die Pflicht genommen, die den Zustand des Strandes vor und nach den Dreharbeiten überwacht haben. Jan, einen der Wildhüter, fragte die SZ zur Wiedereröffnung der Maya Bay im Dezember vergangenen Jahres, was dran sei an den Gerüchten, dass Palmen und Sand mit dem Hubschrauber gebracht wurden? "Nein", sagte Jan, das könne er ausschließen, er war damals nämlich dabei, als junger Ranger. "Eine Menge Kokosnüsse haben sie hergeschifft und in die Bäume gehängt, aber sonst nichts." Er hatte Bilder vor den Dreharbeiten gemacht, hinterher sah alles wieder wie zuvor aus.
Das Problem war eher, was danach geschah, die Touristenhorden, die mit Speedbooten von den Nachbarinseln hergekarrt wurden, die ihren Müll daließen und manchmal eine ausgetrunkene Wasserflasche mit Originalsand von "The Beach" befüllten, bis fast kein Strand mehr da war. Overtourism nennt man dieses Phänomen, das die sozialen Netzwerke befeuern, für die immer mehr Menschen an die selben Orte fahren, an denen andere schon Herzchen bekommen haben, für einen Post. So war es, bis zur Schließung 2018, als bis zu 5000 Besucher am Tag kamen.
Die Ranger zogen die Notbremse, dann kam die Pandemie und verschaffte der ganzen Inselgruppe eine Erholungspause. Als die Maya Bay im Januar wieder aufmachte, hieß es zuerst, 375 Besucher pro Tag seien erlaubt. Später dann: pro Stunde. Das sind, je nach Länge des Tages, etwa 4000 Menschen. Und genauso sah es dann auch im Januar wieder aus. Der Grund: Vor der Schließung hatten die Behörden noch 600 Millionen Baht pro Jahr eingenommen, etwa 15,7 Millionen Euro, allein durch Gebühren für den Besuch von Maya Bay. Dagegen kommen auf Dauer auch die Förster nicht an. Und vermutlich nicht einmal das oberste Gericht.