Thailand:Tägliche Gefahr

Verkehrstote 2015 pro 100 000 Einwohner

73,4 Libyen (4554 Verkehrstote insgesamt)

36,2 Thailand (24 237)

35,0 Malawi (5732)

33,7 Liberia

33,2 Republik Kongo

32,9 Tansania

32,4 Zentralafrikanische Republik

...

5,4 Österreich

4,3 Deutschland

3,5 Dänemark

3,4 Niederlande

3,3 Schweiz

2,9 Großbritannien

2,8 Schweden

Quelle: WHO-Report 2015

Das Land registriert an Neujahr wieder mehr Verkehrstote - in einer Woche starben 380 Menschen.

Von Arne Perras, Singapur

Die Zeit des feucht-fröhlichen Feierns ist vorüber, und in Thailand ist man darüber gar nicht so unglücklich. Die Thailänder nennen die Zeit vom 29. Dezember bis zum 4. Januar ihre "sieben gefährlichen Tage" - in diesem Zeitraum starben auf den Straßen diesmal 380 Menschen, 3505 wurden verletzt. Die Regierung registrierte 3379 Unfälle, was einem Anstieg um 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Eine düstere Bilanz, die genauer betrachtet nur die halbe Wahrheit ist.

Die Formel von "den sieben gefährlichen Tagen" verschleiert das Ausmaß des Problems, sie klingt so, als wäre die Zeit um Neujahr eine ungewöhnlich riskante Phase und ansonsten alles in Ordnung auf den Straßen im Staat. "Tatsächlich sind es 365 gefährliche Tage in Thailand", sagt Liviu Vedrasco, der die Regierung in Bangkok in Fragen der Verkehrssicherheit berät. Mit mehr als 24 000 Verkehrstoten pro Jahr sind die Risiken extrem hoch. Das müssen auch ausländische Touristen beachten, wenn sie nun zwischen beschaulichen buddhistischen Tempeln und tropischen Sandstränden hin- und herpendeln, um dem Schmuddelwetter des europäischen Winters zu entfliehen.

Kurz vor Weihnachten starben zwölf malaysische Urlauber und ihr Führer bei einem Unfall nördlich von Chiang Mai. Offenbar war der Busfahrer zunächst auf einen Pick-up-Wagen aufgefahren, wollte sich daraufhin schnell davon machen, verlor die Kontrolle und kollidierte schließlich mit einem anderen Auto. Mehr als 70 Prozent der Unfallopfer sind allerdings Zweiradfahrer oder deren Begleiter, nur jeder zweite trägt bei Fahrten in Thailand einen Helm. In den Reisehinweisen des Auswärtigen Amtes zu Thailand heißt es eher lapidar: "Im Straßenverkehr ist Vorsicht angezeigt, doch wer einen Blick in den aktuellen WHO-Bericht über die Gefahren auf dem Asphalt wirft, findet das Land fast ganz oben auf der Liste (siehe Kasten).

Die herrschende Junta in Thailand versucht inzwischen, streng gegen Trunkenheit am Steuer und die verantwortungslose Raserei vorzugehen, die für die hohen Todesraten auf Thailand Straßen verantwortlich gemacht weird. Autos vorübergehend zu beschlagnahmen, wie es nun der Staat bei schweren Verstößen tut, hält der Gesundheitsexperte Vedrasco für einen "exzellenten Schritt". 4600 Fahrzeuge hat der Staat in den Tagen des Jahreswechsels eingezogen und mehr als 21 000 betrunkene Fahrer vorübergehend festgenommen. Dass die Zahl der Unfälle an Neujahr dennoch gestiegen ist, will ein Sprecher der Regierung nicht als Fehlschlag ihrer Strategie interpretieren. Die Zunahme habe damit zu tun, dass nun mehr Autos als 2014 auf den Straßen fahren. Die Generäle glauben, dass ihre Strafen Wirkung zeigen. Das aber dürfte kaum reichen, um die Zahl der Toten zu reduzieren. Es mangelt an Verkehrserziehung, die Sorglosigkeit ist groß, die Fahrlässigkeit noch größer. Viele finden Helme und Sicherheitsgurte lästig, Fahrer kümmern sich selten um die Regeln, sie hüpfen auch mal auf den Gehweg, wenn sich dort eine freie Spur auftut.

Verantwortungslose Fahrer finden sich allerdings nicht nur auf den Straßen, sondern auch im Wasser, wie ein Unfall bei Koh Poda nahe Krabi in dieser Woche zeigte. Dort überfuhr ein Speedboot eine schnorchelnde Französin im Meer. Sie hat die Kopfverletzungen durch die Schraube nicht überlebt.

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