Süddeutsche Zeitung

Thailands König in Bayern:Ganz privat am Rad

Als die Ausgangsbeschränkungen begannen, mietete sich Thailands König Rama X. samt Entourage wohl in einem Hotel in Garmisch ein und unternahm offenbar unbehelligt Ausflüge. Das beschäftigt nun die bayerische Politik.

Von Martin Zips

Jetzt wurde er schon wieder auf dem Fahrrad gesehen, der thailändische König. Mitsamt seiner Entourage. Mit Radlhelm und Knieschützern soll Rama X. vom Parkplatz Pürschling ins bayerische Voralpenland aufgebrochen sein, bevor er sich wohl auf die vierte Etage des "Grand Hotel Sonnenbichl" in Garmisch zurückzog. Diese soll er während der Corona-Beschränkungen gemietet haben, angeblich mit "20 Haremsdamen", wie im Ort getuschelt wird.

Eine Angelegenheit, die jetzt auch die Politik beschäftigt. In einer von der bayerischen Staatsregierung noch unbeantworteten Anfrage der grünen Fraktionsvorsitzenden Katharina Schulze wird nach der Rechtsgrundlage gefragt, nach der König Maha Vajiralongkorn während der Corona-Pandemie denn erlaubt worden sei, sich im Sonnenbichl, einer ehemaligen Mädchenpension, einzumieten. Aus gegebenem Anlass möchte Schulze zudem wissen, "ob der thailändische König private Helikopter in Bayern besitzt" und ob "private Hubschrauberflüge während der Corona-Pandemie" überhaupt erlaubt seien. Und wie verhalte es sich eigentlich mit der Ein- und Ausreise des Königs und seines Stabs?

"Normalen Bürgern war es zuletzt ja nicht erlaubt, ein- oder auszureisen, geschweige denn, sich in ein Hotel einzumieten", sagt Katharina Schulze am Telefon. "Da würden wir doch gerne mal die rechtliche Grundlage wissen." Zumal es sich um einen "Privataufenthalt" des thailändischen Staatsoberhauptes handele. So stand es zumindest Mitte Mai in einer Antwort des Auswärtigen Amtes auf eine schriftliche Anfrage von Schulzes Parteifreundin, der Bundestagsabgeordneten Margarete Bause. Leider: Mit einer Antwort der Staatsregierung wird erst Ende Juni gerechnet.

Es habe viele Beschwerden und Hassmails gegeben, heißt es im Landratsamt

Beim Landratsamt Garmisch-Partenkirchen ist derweil zu erfahren, dass das Hotel eine Ausnahmegenehmigung erhalten habe. Beim König und seinem Gefolge handele es sich nämlich "um eine einzige homogene Personengruppe, bei der keine Fluktuation vorliegt". Alles rechtens also. Zudem gehe man davon aus, dass sich der König "nicht zu touristischen Zwecken" im Sonnenbichl aufhalte. Nicht? Im Kreistag geriet Landrat Anton Speer (Freie Wähler) gerade ziemlich unter Beschuss. Ein FDP-Abgeordneter hatte im Plenum vor Negativschlagzeilen gewarnt und die "bevorzugte Behandlung" des "Monarchen mit einer eher skandalösen Vita" kritisiert.

Meinte der Liberale damit die angeblichen Frauengeschichten des 67-Jährigen? Fand er es skandalös, dass Rama X. in seiner Heimat mal einen Hund zum Generaloberst der Luftwaffe gemacht hatte? Oder kritisierte er so indirekt, dass auf Majestätsbeleidigung in Thailand noch immer bis zu 15 Jahre Haft stehen?

Landrat Speer jedenfalls blockte ab. Man habe dem König, der in Tutzing am Starnberger See ein großes Anwesen besitzt, natürlich eine Handreichung mit Corona-Verhaltensregeln zukommen lassen. Und da der Monarch Diplomatenstatus genieße, könne man ihn auch nicht in Quarantäne stecken, etwa nach einer Radltour. Außerdem hätten sowohl er wie auch seine Begleiter sich an "allgemein gültige Auflagen gehalten", wie Sprecher Stephan Scharf betont. Viele internationale Presseanfragen, Beschwerden sowie Hassmails habe es dennoch gegeben. "Fast alle von nördlich der Donau."

Aber bald ist eh wieder alles anders. Dann dürfen auch Touristen wieder in Hotels übernachten. Ob das Sonnenbichl wieder ganz aufmacht? Ans Telefon geht niemand. Auch Mails kommen unbeantwortet zurück. Ein Garmischer Hotelier, der im Gegensatz zur Konkurrenz seit März keine Gäste empfangen durfte, meint: "Ob die sich mit dem König einen Gefallen getan haben, das möchte ich bezweifeln."

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