Thailand:Benimm-Fibel für schwule Mönche

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Grelle Schminke, pinke Handtaschen, enge Kutten: Schwule Mönche in Thailand sollen ihren extravaganten Lebensstil ablegen. Mithilfe eines Manieren-Buchs.

Johann Osel

Thailands schwule Mönchen sollen künftig Nachhilfe in Sachen Manieren erhalten. Mithilfe einer neuen Benimm-Fibel plant ein buddhistischer Oberpriester harte Maßnahmen: Demnach sollen eng anliegende Mönchskutten verboten werden, ebenso wie das Nachziehen der Augenbrauen mit grellem Schminkstift sowie das Tragen von Handtäschchen.

Nachhilfe für schwule Mönche: Konservative Mönche stören sich am extravaganten Erscheinungsbild einiger Glaubensgenossen. (Foto: Foto: AFP)

In der Vergangenheit habe es immer wieder entsprechende Beschwerden von konservativen Mönchen gegeben. Konzipiert ist das Buch, das in Kürze erscheinen soll, grundsätzlich für alle Mönche. Allerdings richten sich die neuen Benimmregeln richten vornehmlich an schwule und auch transsexuelle Mönche. Neben Rauch- und Alkoholverbot widmen sich viele Regeln insbesondere dem äußeren Erscheinungsbild.

Pinke Handtaschen, freizügige Kutten

Der Alt-Mönch und Buchautor Phra Maha Wudhijaya Vajiramedhi empörte sich im britischen Sender BBC, er sei teilweise entsetzt über die Verweiblichung unter Novizen, sie trügen Make-Up und enge Roben. Oftmals könne man Mönche mit pinken Handtaschen, aufreizendem Parfüm, weiblich geschminkten Augenbrauen und freizügigen engen Kutten sehen.

Es sei schwierig, diese Leute vom Mönchstum auszuschließen, sagt Senior-Mönch Phra Vajiramedhi. Aber er hoffe, dass sie der neue Kurs zumindest davon überzeugen könnte, ihren extrovertierten Stil aufzugeben.

Mit den neuen Regeln soll vor allem auch Ausschweifungen ein Riegel vorgeschoben werden. Einer thailändischen Zeitung zufolge soll in den vergangenen Jahren eine Gruppe junger Mönche aus einem Kloster in der Nähe von Bangkog ihrer Ämter enthoben worden sein. Demnach sollen sie mit Perücken auf dem Kopf in einer Karaoke-Bar in Bangkog aufgetreten sein, Alkohol getrunken und auch Sex untereinander gehabt haben.

Geistige Führer auf Rundreise

Das Regelwerk wird vorerst in der Provinz Chiang Rai im Norden Thailands eingeführt, die etwa 600 Kilometer entfernt von Bangkok liegt.

Geistige Führer sollen bei einer Rundreise durch das Land angeblich festgestellt haben, dass gerade dort Homosexualität unter den Mönchen am weitesten verbreitet ist. Auch sexuelle Beziehungen zwischen Glaubensbrüdern gebe es immer wieder. Offiziell aber gilt für sie ein Zölibat.

Das Handtaschen- und Schminke-Verbot soll dem Willen der Konservativen unter den Mönchen nicht zuletzt eine Vorbildfunktion haben: 90 Prozent der thailändischen Bevölkerung sind Buddhisten, große Teile der Bevölkerung halten sich während ihres Lebens zumindest für eine kurze Phase in Klöstern auf.

Toilette für transsexuellen Schüler

Allerdings ist Homosexualität und gerade auch Transsexualität in Thailand so öffentlich präsent wie beinahe nirgendwo sonst auf der Welt. Transsexuelle sind sehr stark in Filmen und TV-Seifenopern vertreten. In Schulen gibt es teilweise eigene schwule oder transsexuelle Sportgruppen, in einem Fall sogar eine Schülertoilette für Transsexuelle.

Den schwulen und transsexuellen Mönchen wird diese gesellschaftliche Entwicklung wohl wenig nützen: Sollte sich die Benimm-Fibel im Norden Thailands als erfolgreich erweisen, so heißt es, dann soll sie auch in den anderen buddhistischen Klöstern und Seminaren des Landes eingeführt werden.

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