Süddeutsche Zeitung

Texas:Attentäter erschießt mindestens 19 Kinder in US-Grundschule

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Zahlreiche weitere Kinder wurden verletzt, auch mindestens zwei Erwachsene starben. Der 18-jährige Schütze wurde offenbar von der Polizei getötet.

Ein bewaffneter 18-Jähriger hat nach offiziellen Angaben in einer Grundschule im US-Bundesstaat Texas 19 Kinder und mindestens zwei Erwachsene erschossen. Gouverneur Greg Abbott ging zunächst von 14 getöteten Kindern und einem Lehrer aus. Der Senator des Bundesstaates Texas, Roland Gutierrez, erklärte später gegenüber CNN unter Berufung auf Strafverfolgungsbehörden, dass die Zahl der Todesopfer auf 18 Kinder und drei Erwachsene gestiegen sei. Später hieß es, dass mindestens 19 Kinder und zwei Erwachsene erschossen worden seien. Der Schütze selbst sei ebenfalls getötet worden, offenbar durch Polizisten am Tatort, sagte Abbott am Dienstag in einer ersten Stellungnahme.

"Der Verdächtige ist tot", bestätigte auch der Polizeichef in Uvalde. Der Angreifer sei nach ersten Erkenntnissen ein 18 Jahre alter junger Mann, der von Beamten getötet worden sei. Er beantwortete keine Fragen und machte keine Angaben dazu, wie viele Menschen bei dem Vorfall verletzt oder getötet worden sind. Man wolle die Privatsphäre der Angehörigen respektieren, sagte er. Es handle sich um ein "abscheuliches" Verbrechen. Die Ermittler gehen aber offenbar davon aus, dass der Schütze bei der Tat allein gehandelt hat. Laut Gouverneur Abbott sind zwei Polizisten bei dem Schusswechsel leicht verletzt worden.

Der Sender CNN berichtete, der Schütze sei zu der Schule gefahren und habe sie dann mit einem Gewehr und einer Pistole betreten. Die Universitäts-Klinik in San Antonio twitterte, es seien zwei Verletzte nach den Schüssen aufgenommen worden, eine 66 Jahre alte Frau und ein zehn Jahre altes Mädchen. Beide seien in einem kritischen Zustand. Im örtliche Krankenhaus in Uvalde werden mindestens 13 verletzte Kinder behandelt.

Texas Gouverneur Abbott sagte laut CNN, dass der Schütze auch seine Großmutter erschossen haben soll, bevor er in die Grundschule ging.

US-Präsident Biden will sich nach der Rückkehr von seiner Asien-Reise zur Tat äußern. Die Sprecherin des Weißen Hauses, Karine Jean-Pierre, schrieb am Dienstag auf Twitter, Biden sei über die "schrecklichen Nachrichten" informiert worden und werde über die neuen Erkenntnisse auf dem Laufenden gehalten. Der Präsident bete für die betroffenen Familien. Ein Statement wurde für 2.15 Uhr mitteleuropäischer Zeit angekündigt. Biden ordnete umgehend an, angesichts der verheerenden Attacke bis einschließlich Samstag die Flaggen auf allen öffentlichen Gebäuden in den USA auf halbmast zu setzen.

Regelmäßig Amokläufe an Schulen

Amokläufe, auch an Schulen, kommen in den USA in trauriger Regelmäßigkeit vor. Besondere Erschütterung hatte ein Massaker an einer Grundschule vor zehn Jahren ausgelöst: Im Dezember 2012 hatte ein 20-Jähriger mit schweren psychischen Problemen in Newtown im Bundesstaat Connecticut zunächst seine Mutter erschossen. Dann war er in seine Grundschule, die Sandy Hook Elementary School, gegangen und hatte dort 20 Schulkinder und sechs Lehrer getötet. Anschließend brachte er sich selbst um.

Die Tat löste damals landesweit einen Schock aus und löste auch über die Grenzen der USA hinaus Entsetzen aus. Erst vor gut einer Woche hatte ein Schütze mit einem Sturmgewehr in Buffalo im US-Bundesstaat New York in einem Supermarkt das Feuer eröffnet, zehn Menschen erschossen und drei weitere verletzt. Er wurde noch am Tatort festgenommen. Den Ermittlern zufolge war die Tat rassistisch motiviert - elf der 13 Opfer waren schwarz.

Forderung nach schärferen Waffengesetzen

Im vergangenen Jahr zählte die US-Bundespolizei FBI 61 Amokläufe mit Schusswaffen in den Vereinigten Staaten. Das seien mehr als 50 Prozent mehr als im Jahr zuvor, teilte das FBI am Montagabend (Ortszeit) in Washington mit. Seit 2017 habe sich die Zahl verdoppelt.

2021 seien bei Amokläufen 103 Menschen getötet und 140 verletzt worden. Auch das sei ein Anstieg um etwa 50 Prozent gegenüber 2020. 60 der 61 Schützen waren den Angaben zufolge Männer. Das FBI nutzt für die Zählung eine strenge Definition: Es geht ausschließlich um Fälle, in denen ein Täter in der Öffentlichkeit auf Menschen schießt, um sie zu töten.

Auch nach der Tat in Texas sind erste Stimmen laut geworden, die sich für schärfere Waffengesetze aussprachen. Der Demokrat Chris Murphy, der für den Bundesstaat Connecticut im Senat sitzt, sagte: "Das passiert nur in diesem Land und nirgendwo sonst. Nirgendwo sonst gehen kleine Kinder mit dem Gedanken zur Schule, dass sie an diesem Tag erschossen werden könnten." Murphy fügte hinzu: "Es ist unsere Entscheidung, ob das weitergeht." Für eine Verschärfung der Waffengesetze ist der Kongress zuständig, das US-Parlament.

Auch US-Vizepräsidentin Kamala Harris hat neue politische Maßnahmen gefordert. "Genug ist genug", sagte Harris in Washington. "Als Nation müssen wir den Mut haben, zu handeln." Es müssten Maßnahmen ergriffen werden, die sicherstellen, dass derartige Verbrechen nicht mehr geschehen, sagte Harris - ohne konkret zu werden. "Unsere Herzen werden immer wieder gebrochen."

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