Terrorismus-Gefahr:Karneval unter Polizeischutz

Weiberfastnacht - Düsseldorf

Keine Jecken, sondern echte Polizisten: Mit Maschinenpistolen bewaffnet bewachen sie die Düsseldorfer Altstadt.

(Foto: dpa)
  • Die Karnevalshochburgen haben nach den Terroranschlägen von Nizza und Berlin ihr Sicherheitskonzept verschärft.
  • Mit Bauschuttcontainern sollen mögliche Todesfahrer daran gehindert werden, in die Feierzone zu gelangen.
  • Nordrhein-Westfalens Polizei hat sich Verstärkung geholt.

Von Jan Bielicki, Düsseldorf

Mit dem Metermaß rückten die Sicherheitsplaner von Polizei, Ordnungsamt und dem "Comitee Düsseldorfer Carneval" an. Vermessen werden sollte jede einzelne Straßenecke entlang der Strecke, auf der an diesem Montag die Karnevalswagen des Düsseldorfer Rosenmontagszugs an Hunderttausenden Zuschauern vorbeiziehen sollen, und das sind immerhin fünf Kilometer. Die Experten waren auf der Suche nach Lücken, durch die ein Terrorist einen Lastwagen oder ein Auto in die feiernden Massen steuern könnte.

Seit den terroristischen Mordfahrten von Nizza und Berlin haben die Behörden in den Karnevalszentren nicht nur am Rhein ihre erst im vergangenen Jahr deutlich verschärften Sicherheitskonzepte noch einmal angepasst. Nun geht es neben Überwachung auch darum, mögliche Todesfahrer daran zu hindern, in die Feierzone zu gelangen.

In den Zufahrten zur Düsseldorfer Altstadt stehen darum schon seit Weiberfastnacht Bauschuttcontainer, zwischen denen sich Autos nur im Schritttempo hindurchrangieren lassen. Mit Maschinenpistolen bewaffnete Polizisten passen auf, dass das kein Unbefugter tut. In Köln hat die Polizei am Sonntag mit Stahlseilen verbundene Betonquader an zentralen Zugängen zur Innenstadt aufgestellt. Anderswo, sogar bei kleineren Karnevalszügen durch Stadtviertel, haben Veranstalter die Auflage erhalten, Seitenstraßen mit schweren Lastern abzusperren, Düsseldorfs Ordnungsamt empfiehlt dafür mindestens 30-Tonner. In Düsseldorf und Mainz dürfen Laster mit mehr als 3,5 Tonnen am Rosenmontag ohne Sondergenehmigung überhaupt nicht in die Innenstadt. In Köln reicht das zur Lkw-freien Zone erklärte Gebiet weit über das Zentrum hinaus, passenderweise bis dorthin, wo die Preußen einst einen Festungsgürtel um die Stadt legten. Und das ist nicht alles: Das Sicherheitskonzept für die Mainzer Fastnacht umfasst allein 560 Seiten.

Bauschuttcontainer und Betonquader sollen Lastern die Zufahrt blockieren

Nordrhein-Westfalens Polizei hat sich für die tollen Tage Verstärkung aus weniger karnevalsaffinen Gegenden der Republik geholt. Etwa 1700 Beamte sollen am Rosenmontag in Köln, 2000 in Düsseldorf im Einsatz sein, dazu kommen Bundespolizisten an den Bahnhöfen, Kräfte kommunaler Ordnungsämter und private Sicherheitsdienste. Das Düsseldorfer Fest-"Comitee" rechnet mit 20 000 Euro Mehrkosten für die zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen. Klagen über die Zusatzkosten kommen auch von kleineren Karnevalsvereinen, doch kein Zug fiel deswegen aus.

Bis Sonntag verzeichnete die Polizei in den Karnevalsstädten tendenziell weniger Vorfälle und Strafanzeigen als im Vorjahr. Hauptproblem waren Schlägereien unter alkoholisierten Narren. Sexuelle Übergriffe gab es auch, allerdings laut ersten Polizei-Zahlen nicht als Massendelikt. In Düsseldorf etwa wurden an Weiberfastnacht sechs solcher Anzeigen aufgenommen - und vier mutmaßliche Täter festgenommen: drei Deutsche und ein Mann aus Kamerun.

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