Terrorismus - Celle:21-Jähriger soll Terroranschlag auf Muslime geplant haben

Celle
Blick auf das Hinweisschild eines Polizeireviers. Foto: Stefan Sauer/dpa-Zentralbild/dpa/Symbolbild (Foto: dpa)

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Celle (dpa) - Die Sicherheitsbehörden haben womöglich einen rechtsradikalen Anschlag auf Muslime in Niedersachsen verhindert. Ein 21-Jähriger aus Hildesheim soll in einem Internet-Chat einen Anschlag mit mehreren Toten angekündigt haben. Dabei habe er auf den rechtsextremistischen Attentäter von Christchurch Bezug genommen und angegeben, sein Ziel sei es, Muslime zu töten. Das teilte die Generalstaatsanwaltschaft in Celle am Montag mit.

In der Wohnung des Mannes seien Waffen entdeckt worden. Zudem seien bei ihm Dateien mit rechtsradikalen Inhalten gefunden worden. Um welche Art von Waffen und Inhalten es sich genau handelte, wollte eine Sprecherin der Generalstaatsanwaltschaft mit Blick auf die laufenden Ermittlungen nicht sagen. Auch zur Gefährdungslage machte sie auf Nachfrage keine näheren Angaben. Die "Hildesheimer Allgemeine Zeitung" berichtete, bei dem Mann seien zwei Armbrüste sichergestellt worden. Sie hätten mit wenigen Handgriffen schussfertig gemacht werden können.

Die Drohung datiert der Mitteilung zufolge vom 29. Mai. Der 21-Jährige soll sich nach bisherigen Erkenntnissen aber schon seit längerem mit der Idee beschäftigt haben, einen Anschlag mit zahlreichen Toten zu begehen, um weltweit mediale Aufmerksamkeit zu erhalten. Nachdem der Chatpartner die Polizei im nordrhein-westfälischen Hagen eingeschaltet hatte, wurde der Hildesheimer am Tag nach der Drohung in Gewahrsam genommen.

Spezialkräfte holten den 21-Jährigen am frühen Morgen aus seiner Wohnung in einem Mehrfamilienhaus. Polizei und Staatsanwaltschaft gingen allerdings zunächst davon aus, dass der Hintergrund der Drohungen der psychische Zustand des Mannes sei. Eine politische Motivation schlossen die Ermittler zu diesem Zeitpunkt aus. Das hat sich mittlerweile geändert.

Das Landgericht Lüneburg erließ Haftbefehl wegen Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten und, wegen der Anschaffung der Waffen, des Verdachts der Terrorismusfinanzierung. Das Amtsgericht Hildesheim hatte den Antrag auf Haft zuvor abgelehnt, wie die Generalstaatsanwaltschaft mitteilte.

Der Mann werde nun aus dem polizeilichen Gewahrsam in die Untersuchungshaft in eine Justizvollzugsanstalt gebracht. Die Zentralstelle Terrorismusbekämpfung habe die Ermittlungen übernommen.

Der Vorsitzende des Verfassungsschutz-Ausschusses, Bernd Lynack, sagte, er sei froh, dass die Behörden Schlimmeres verhindert haben. "Der Vorfall ist ein weiteres Beispiel für die zunehmende Digitalisierung des Extremismus", sagte der SPD-Politiker. Die gesamte Gesellschaft sei gefordert, wachsam zu sein und fremdenfeindlichen Äußerungen entgegenzutreten.

Bei dem Anschlag in Christchurch, auf den der 21-Jährige den Angaben zufolge Bezug nahm, hatte ein Attentäter im März 2019 Moscheen angegriffen und 51 Menschen erschossen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: