Paris:"Terminal-Mann" gestorben - am Flughafen

Paris: Mehran Karimi Nasseri im August 2004 neben einem Plakat des Films "The Terminal" am Pariser Flughafen.

Mehran Karimi Nasseri im August 2004 neben einem Plakat des Films "The Terminal" am Pariser Flughafen.

(Foto: Stephane de Sakutin /AFP)

18 Jahre lebte Mehran Karimi Nasseri im Pariser Airport, Steven Spielberg verfilmte seine Geschichte. Erst vor wenigen Wochen war der Iraner an den Ort zurückgekehrt.

"Der Pass ist der edelste Teil von einem Menschen", schrieb Bertolt Brecht Anfang der Vierzigerjahre in seinen "Flüchtlingsgesprächen". Mehran Karimi Nasseri, der nach eigenen Angaben aus dem Iran geflohen war, ist dieser Teil abhandengekommen. Ob ihm seine Papiere im November 1988 im Transitbereich des Pariser Flughafens Charles de Gaulle gestohlen wurden oder ob er schon ohne Pass angekommen war, ist nicht ganz klar. Dass Nasseri weder seine Identität noch seinen Flüchtlingsstatus nachweisen konnte, hatte aber fatale Folgen.

Er durfte nicht nach London weiterreisen wie geplant, er durfte aber auch den Flughafen nicht verlassen. Also blieb er dort, wo er war, und richtete sich in einer Nische im Terminal 1 ein. Jahrelang versuchte Nasseri, der sich selbst "Sir Alfred" nannte, in mehreren Ländern Europas aufgenommen zu werden, ohne Erfolg. Erst 1999 bekam er ein Visum für Frankreich, er lebte aber noch sieben weitere Jahre in seiner Nische unter einer Flughafenrolltreppe, wo er sich eingerichtet hatte. Journalisten, die ihn über die Jahre hinweg immer wieder porträtierten, berichten von einem ruhigen, zurückgezogenen Menschen.

Nun ist Mehran Karimi Nasseri tot. Er starb am Samstagmittag im Terminal 2 F des Flughafens eines natürlichen Todes. Mitte September war der 76-Jährige wieder in den Flughafen eingezogen, nachdem er zuvor im Heim und zuletzt im Hotel gelebt hatte. Er saß stets an derselben Stelle mit seinen Habseligkeiten in einem Trolley, erzählten Flughafenangestellte der Zeitung Le Parisien. Zuletzt habe er kaum noch gesprochen und ins Leere gestarrt. Es wurden einige Tausend Euro bei ihm gefunden, berichtet das Blatt.

Nasseris Geschichte hatte Steven Spielberg 2004 zu seinem Film "Terminal" mit Tom Hanks inspiriert, zehn Jahre vorher gab es bereits einen französischen Film mit Jean Rochefort über sein Schicksal. Mit dem Geld, das er für den Spielberg-Film bekam, zog Nasseri in ein Hotel um. Nach dem Tod des "Terminal-Manns", wie er sich in einem autobiografischen Roman selbst nannte, deckte der Flughafen seinen Platz mit einem weißen Laken ab.

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