Teenager treiben im Pazifik:Rettung nach 50 Tagen

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Drei in Seenot geratene Teenager sind im Pazifik nach fast zwei Monaten lebend gefunden worden. Ihre Nahrung in dieser Zeit: Regenwasser und eine Möwe, die die Jugendlichen fingen.

Kann man 50 Tage ohne Hilfe auf hoher See treibend überleben? Drei Jugendliche haben diese Zeit des Leids hinter sich gebracht - und doch scheint es ihnen nach ihrer Rettung den Umständen erstaunlich gut zu gehen.

Ein Thunfischfängerboot nahm die drei Jungen nordöstlich der Fidschi-Inseln an Bord, berichtete Radio Neuseeland am Donnerstag. Die Jungen waren in guter Verfassung. Der Bootsmann auf dem Rettungsschiff, Tai Fredricsen, sprach von einem "Wunder".

Wie die Jugendlichen überlebt haben, ist schier unglaublich. Sie hätten sich einzig von einer Möwe ernährt, die sie gefangen und roh gegessen hatten, berichtete der Internetnachrichtendienst stuff.co.nz. Wie sie den Vogel fingen, wurde nicht bekannt.

An Bord hatten die Jungen offenbar einige Kokusnüsse, aber keinerlei Frischwasser. Gelegentliche Regenfälle mussten ihnen für die Wasserversorgung reichen. Erst in den letzten Tagen vor der Rettung blieb der Regen ganz aus - und die Jugendlichen begannen Meerwasser zu trinken. Damit hatten sie nur noch wenige Tage zu leben. Die Rettung kam fast in letzter Minute.

Sie müssen mit ihrem Boot Hunderte Kilometer gedriftet sein. Das neuseeländische Schiff San Nikunau entdeckte die Jungen am Mittwoch. "Angesichts dessen, was sie durchgemacht haben, waren sie eigentlich ziemlich gut beieinander", sagte Fredricsen von Bord des Schiffes in einem Telefoninterview. "Sie waren ziemlich verbrannt, aber eigentlich brauchten sie nur ein bisschen Erste Hilfe: Salbe, um ihre Verbrennungen zu kühlen."

Warten auf die Rückkehr

Eine weitere Facette der wundersamen Rettung war auch die Anwesenheit der San Nikunau. Eigentlich sollte deren Ladung an ganz anderer Stelle gelöscht werden. Stattdessen entschied sich die Crew für eine normalerweise nicht genutzte, besonders schnelle Route Richtung Heimat in Neuseeland - ein unglaubliches Glück für die einsam treibenden Jugendlichen.

Das Schiff wollte die drei nun am Freitag in Suva, der Hauptstadt der Fidschi-Inseln, absetzen.

Die Jungen waren am 5. Oktober auf den zu Neuseeland gehörenden Tokelau-Inseln mit einem kleinen Boot aufgebrochen und nicht zurückgekehrt. Die Tokelau-Inseln mit rund 1400 Einwohnern liegen auf halber Strecke zwischen Hawaii und Neuseeland, rund 500 Kilometer nördlich von Samoa im Pazifischen Ozean.

Die neuseeländische Marine suchte vergebens nach ihnen.

Die Familien gingen davon aus, dass die drei ertrunken waren und hielten bereits einen Trauergottesdienst ab. Nun können sie sich auf die Rückkehr freuen, die allerdings noch Tage auf sich warten lassen wird. Nach dem Flug nach Samoa werden die Jungen erneut ein Boot besteigen, um zur Inselgruppe Tokelau zu gelangen - wo es nicht einmal einen größeren Hafen gibt.

© sueddeutsche.de/dpa/grc - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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