Technik für Eifersüchtige:Die App als Spion

Wie funktioniert eine Überwachungs-App? Warum sind Opfer oft ahnungslos? Die zentralen Fakten zum Thema.

Von Helmut Martin-Jung

Ein paar unbeobachtete Minuten reichen. Dann hat sich zu den meist 50 oder mehr Apps auf einem Smartphone eine weitere App gesellt, die einen in der Regel unverdächtigen Namen trägt wie "Browser". Doch die Software hat es trotzdem in sich. Ohne dass der Besitzer des Handys davon direkt etwas mitbekommen würde, liefert sie einem Lauscher Anrufe, den Standort per GPS, E-Mails, Textnachrichten, Whatsapp Chats, Fotos und Videos, auch das Mikrofon lässt sich aus der Ferne einschalten und das Handy so zur Wanze umfunktionieren.

Die Hersteller solcher Programme sind sich natürlich im Klaren darüber, was man damit anstellen kann. "Sie glauben, Ihr Partner trifft siche mit jemand anderen? Dann machen mit der Anwendung Ihrem persöhnlichen Treuetest": So wirbt beispielsweise der britische Hersteller Mtechnology zwar mit Rechtschreib- und Grammatikschwäche, aber durchaus selbstbewusst für sein Produkt mSpy. "Die Software ist zu 100% nicht auffindbar auf dem zu überwachenden Handy", heißt es weiter. Auf der Website findet sich auch ein Hinweis darauf, dass es strafbar ist, die Handys anderer Personen ohne deren Zustimmung mit einer derartigen Software zu überwachen. Dazu wird auf die Allgemeinen Geschäftsbedingungen verwiesen.

Je nachdem um welche App es sich handelt, kann man sie auf dem Handy schwerer oder leichter finden und dann entfernen. Da die meisten Nutzer eine Vielzahl von Apps auf ihrem Gerät haben, fällt eine weitere zunächst kaum auf. Sie kann sich allerdings dadurch bemerkbar machen, dass der Akku merklich schneller leer wird. Das kann zum Beispiel passieren, wenn der GPS-Empfänger über längere Zeit eingeschaltet bleibt.

Am leichtesten lässt sich eine handelsübliche Spionage-Software mit einem Anti-Virus-Programm entdecken. Diese erkennen die gebräuchlichen Lauschprogramme und entfernen sie auf Wunsch. Anders sieht es aus, wenn eine Spionage-App speziell für eine Zielperson programmiert wurde. Solche Maßanfertigungen erkennen die relativ primitiven Virenscanner für Handys nach derzeitigen Stand nicht.

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