Taylor-Prozess:Campbell wehrt sich gegen Lügen-Vorwurf

"Ich habe gar kein Motiv": Naomi Campbell hat im Streit um ein Diamantengeschenk ihre Aussage vor dem Kriegstribunal verteidigt. Doch nach Mia Farrow hat nun auch ihre Agentin gegen sie ausgesagt.

Wahrheit oder Lüge? Das britische Topmodel Naomi Campbell hat im Streit um ein Diamantengeschenk ihre Aussage vor dem Sondertribunal für Sierra Leone in Den Haag verteidigt. In einem Statement, das in der Nacht zu Mittwoch von ihrem Management in London verbreitet wurde, heißt es: "Ich habe gar kein Motiv." Deshalb habe sie auch keinen Grund zu lügen.

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Supermodel Naomi Campbell will sich nicht daran erinnern können, wer ihr einen Diamanten geschenkt hat.

(Foto: AFP)

Nach der Schauspielerin Mia Farrow hatte am Dienstagabend auch Campbells frühere Agentin Carole White vor Gericht ausgesagt, Campbell habe ihr gegenüber geprahlt, sie habe einen "riesigen Diamanten" von dem früheren liberianischen Diktator Charles Taylor bekommen.

Taylor wird vorgeworfen, mit dem Erlös aus dem Verkauf von sogenannten Blutdiamanten brutale Kriege zu finanzieren. Taylor muss sich vor dem Tribunal unter anderem wegen Mordes und Rekrutierung von Kindersoldaten während des Bürgerkriegs in Sierra Leone verantworten.

Campbell soll nach einer Feier Nelson Mandelas im September 1997 von Taylor Diamanten geschenkt bekommen haben. Als Zeugin beim Sondertribunal hatte sie unter Eid ausgesagt, es habe sich um einige "schmutzige Steinchen" gehandelt und sie habe nicht gewusst, dass sie von Taylor kamen.

Farrow widersprach diesen Angaben und sagte, Campbell habe ihr gegenüber Taylor als Absender eines "riesigen Diamanten" genannt. Ähnlich äußerte sich nun auch Campbells ehemalige Agentin Carole White. Sie sei Zeugin gewesen, wie die Laufstegschönheit dem damaligen Direktor der Wohltätigkeitsorganisation Nelson Mandela Children's Fund (NMCF) mitteilte, dass die Steine von Taylor stammten.

"Es geht doch für sie nur ums Geld"

Taylors Verteidigung warf White vor, zu lügen, um sich bei ihrem privaten Rechtsstreit gegen Campbell Vorteile zu verschaffen. Wegen mutmaßlicher Vertragsverstöße hatte White Campbell auf mehrere Millionen Dollar verklagt. "Offen gestanden geht es doch für sie nur ums Geld", sagte Taylors Anwalt Courtenay Griffiths. White beharrte jedoch auf ihrer Aussage. Schon im Jahr 1997 hätte sie die gleiche Version wegen ihres Unterhaltsamkeitswertes ihren Freunden erzählt, sagte White.

Campbell teilte nun in ihrem Statement mit, sie habe sich als schwarze Frau immer für die gute Sache eingesetzt, besonders wenn es um Afrika gehe. Das werde sie auch weiterhin tun. "Ich habe in meinen 25 Jahren als Model niemals einen Job von Firmen angenommen, die für die Apartheid in Südafrika waren", fügte sie hinzu. Der nun gegen sie erhobene Vorwurf, ihr seien die Leiden der Menschen in Afrika gewissermaßen egal, sei "lächerlich und schmerzlich".

"Sie war nicht angeklagt und hat dem Gericht so viel geholfen, wie sie konnte", heißt es weiter in dem Statement. Außerdem liege die ganze Sache schon 13 Jahre zurück. "Es ist klar, dass die Erinnerungen verschiedener Personen da unterschiedlich sein können."

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