Philippinen:Mehr als 200 Tote nach Taifun "Rai"

Tote und Vermisste, zerstörte Häuser, fünf Millionen Menschen ohne Strom: Ein Tropensturm zieht eine Spur der Verwüstung durch die Philippinen. Nun droht ein Mangel an Lebensmitteln.

"Wände und Dächer wie Papier abgerissen" - so beschreiben Betroffene die Wucht des bislang stärksten Tropensturms in diesem Jahr auf den Philippinen. Rai zog eine Spur der Verwüstung durch das Land. Nach neuen Erkenntnissen seien mindestens 208 Menschen ums Leben gekommen, 52 weitere würden noch vermisst, teilte die Polizei am Montag mit.

Rai war am Donnerstag auf das südostasiatische Land getroffen und war mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 195 und Böen von bis zu 240 Kilometern pro Stunde Richtung Westen gezogen. Die meisten Toten gab es Behörden zufolge mit 72 Opfern in der Provinz Bohol. Mehr als 480 000 Menschen mussten sich vor dem Taifun in Sicherheit bringen, teilte die nationale Katastrophenschutzbehörde mit. Der Sturm legte Strom- und Kommunikationsleitungen lahm, isolierte einige Inseln und Städte und ließ etwa fünf Millionen Menschen ohne Elektrizität zurück. Am Samstag war der Taifun Richtung Südchinesisches Meer weitergezogen. Damit besserte sich das Wetter in einigen der betroffenen Regionen und erlaubte verstärkte Rettungsarbeiten. Ärzte, Rettungskräfte und andere Notfallteams wurden in verwüstete Gebiete geflogen, ebenso Nahrungsmittel, Wasser und andere Hilfsgüter.

"Ich habe gesehen, wie Rai unser Parlamentsgebäude Stück für Stück auseinandergerissen hat", sagte Jeffrey Crisostomo, der Sprecher der Provinzregierung auf der Insel Dinagat, dem Radiosender DZBB. Dort starben mindestens zehn Menschen durch den Taifun, weitere wurden vermisst. Auch Gouverneurin Arlene Bag-ao schilderte den Durchzug des Taifuns mit drastischen Worten: "Wir haben unsere Häuser verloren, Wände und Dächer wurden wie Papier abgerissen und weggeblasen." Zur Verwüstung könnte ein Mangel an Lebensmitteln und anderen Gütern kommen. Die Gouverneurin warnte: "Unsere Vorräte an Lebensmitteln und Wasser gehen zur Neige."

Philippinen: Dieser Junge aus der Provinz Cebu ist in das zerstörte Haus seiner Familie zurückgekehrt und sucht in den Trümmern nach verlorenen Gegenständen.

Dieser Junge aus der Provinz Cebu ist in das zerstörte Haus seiner Familie zurückgekehrt und sucht in den Trümmern nach verlorenen Gegenständen.

(Foto: Jay Labra/dpa)

Am Sonntag bildeten sich in einigen der betroffenen Gebiete an den Ausgabestellen für Trinkwasser und andere Güter lange Schlangen. "Die Leute stehen Schlange für Wasser, Essen und Benzin. Wir haben Familienmitglieder, die ihre Häuser verloren haben", beschrieb der aus dem Fernsehen bekannte Schauspieler und Unternehmer Slater Young die Lage in der Provinz Cebu. Dort seien einige Geschäfte geplündert worden, berichtete Young, der in der Provinz ein Unternehmen für Baumaterialien besitzt. "Cebu ist ein Chaos", schrieb er in einem Beitrag auf Instagram.

In der Zentralprovinz Bohol rief Gouverneur Arthur Yap über Facebook dazu auf, tragbare Generatoren zu spenden, die in den Städten verteilt werden sollten, um die Wassertankstellen mit Strom zu versorgen. "Wir können die nächsten zwei bis drei Wochen nicht überleben, wenn wir nur darauf warten, dass die Stromleitungen repariert werden", teilte er mit. "Es ist klar, dass unsere Bevölkerung durch die zerstörten Häuser und die Verluste in der Landwirtschaft sehr gelitten hat."

Staatspräsident Rodrigo Duterte verschaffte sich am Samstag bei einem Flug über mehrere Provinzen einen Eindruck von den Zerstörungen. Aufnahmen zeigten über weite Flächen reichende Schäden. Die Philippinen werden jedes Jahr von durchschnittlich etwa 20 Tropenstürmen heimgesucht.

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