Tagesthemen:Näher ran an die Rivalen

Die ARD will sich abends radikal ändern - mit einer früheren Nachrichtenshow und einem Reportermagazin.

Von Hans-Jürgen Jakobs

Es ist eine illustre Runde, die sich Gedanken macht über das Erste Programm der Zukunft. Informell arbeiten einige Programmdirektoren und Chefredakteure aus großen ARD-Häusern in diesen Tagen an einem neuen Abendangebot. "Es gibt längst keine Fundamental-Opposition mehr", sagt der oberste ARD-Programmchef Günter Struve zu den Plänen. Noch gibt es keinen offiziellen Beschluss.

Tagesthemen: TV-Moderatorin Anne Will: Näher ran an die Nachrichten-Rivalen vom heute-journal im ZDF.

TV-Moderatorin Anne Will: Näher ran an die Nachrichten-Rivalen vom heute-journal im ZDF.

(Foto: Foto: dpa)

Im Mittelpunkt steht die Vorverlegung des Tagesthemen von 22.30 auf 22.15 Uhr. Anne Will, die sportlich Freundliche, und Ulrich Wickert, der maliziös lächelnde Frankophile, sollen eine Viertelstunde früher erscheinen - und so näher an das heute-journal rücken, das um 21.45 Uhr im ZDF beginnt.

Interne ARD-Umfragen ergaben, dass die Zuschauer den Start der Newsshow im Ersten als verspätet erleben; die Marktanteile waren über Monate hinweg abgebröckelt.

Wegen des Tagesthemen-Transfers verschöbe sich der Beginn der nachfolgenden Entertainment-Leiste (Beckmann, Menschen bei Maischberger, Harald Schmidt) auf 22.45 Uhr. Machen sie ihre Sache gut und halten Zuschauer auf dem Kanal, hätte womöglich Johannes B. Kerner im ZDF ein Problem, der um 23 Uhr beginnt.

Natürlich müsste bei all den Neuplanungen auch die Zeit zwischen Tagesschau und Tagesthemen neu gedacht werden; sie verkürzt sich um 15 Minuten. Und so gehört zu den jetzt in der ARD diskutierten Reformen die Idee, die politischen Magazine wie Panorama zu kürzen - um eine Viertelstunde auf 30 Minuten. Umgestalter Struve, ein penibler Rechner in der Maßeinheit Marktanteil, hat damit aber Widersacher gefunden.

Diskutiert wurde auch über das Freitagsformat ARD exclusiv, das bunte Reportagen aus Deutschland zeigt, aktuell ein Stück über "Kuh-Versteher", die Rindviecher glücklich machen. Es soll vorerst erhalten bleiben. Daneben aber soll auf jeden Fall ein neues Reportermagazin entstehen - analog zu ZDF.reporter. Der Erfolg der Sendung mit ihren persönlichen, lebendigen Themen ist dem ARD-Chefredakteur Hartmann von der Tann sehr bewusst; in Sitzungen wird ZDF.reporter als Vorbild genannt.

Ursprüngliche Konzepte, man könne ja ein Polit-Magazin aufgeben und dieses Genre am Montag konzentrieren, sind in Schubladen verschwunden. In der ersten Reihe ist also viel Bewegung - und es gibt offenbar doch viele Struve-Versteher in der ARD.

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