"Tafeln" für Arme:Die Speisung der 700.000

Immer mehr bedürftige Menschen in Deutschland erhalten Lebensmittel, die nicht mehr verkauft werden können. Die Menge der verteilten Nahrung schnellte dramatisch nach oben - und ebenso die Anzahl der "Tafelkunden".

Innerhalb von zwei Jahren stieg die Zahl der Versorgten um satte 40 Prozent auf etwa 700.000 wöchentlich, teilte der Bundesverband Deutsche Tafel in Dortmund am Rande seines Jahrestreffens mit. Gleichzeitig sei jedoch die Menge der verteilten Lebensmittel im gleichen Zeitraum nur um rund 25 Prozent auf insgesamt 120.000 Tonnen im Jahr 2006 angewachsen.

"Tafeln" für Arme: Älterer "Tafelkunde" versorgt sich mit Obst

Älterer "Tafelkunde" versorgt sich mit Obst

(Foto: Foto: dpa)

Jeder Abnehmer erhalte damit mit durchschnittlich 3,4 Kilogramm rund ein halbes Kilogramm weniger als noch 2005. "Dieser Rückgang bereitet uns einige Sorgen", sagte der Vorstandsvorsitzende des Verbandes, Frank Müller-Penzlin.

Außerdem könnten weitere 200.000 Menschen versorgt werden, wenn mehr Waren zur Verfügung stünden.

In Deutschland gibt es mittlerweile über 700 Tafeln, die von mehr als 32 000 Ehrenamtlichen betrieben werden. Sie sammeln Lebensmittel, die nicht mehr verkauft werden können, und verteilen sie an Menschen in Not.

Müller-Penzlin äußerte sich besorgt darüber, dass fast jeder vierte Tafel-Kunde Kind oder Jugendlicher sei. "In manchen Orten sind es sogar 40 Prozent. Es kann nicht sein, dass immer mehr von ihnen hungrig zur Schule gehen, weil sich ihre Eltern das Essen nicht leisten können", meinte er. Rund ein Viertel aller Tafeln habe bereits regelmäßige Angebote für Kinder und Jugendliche entwickelt.

Die an einigen Orten "Kinder-Tafeln" genannten Angebote belieferten etwa Schulen, Kindergärten oder Freizeiteinrichtungen mit Lebensmitteln. In einigen Städten gebe es auch spezielle Restaurants, wo die Kinder warme Mahlzeiten bekämen.

Die Schirmherrin der Tafeln, Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU), bezeichnete das Grundkonzept in einem Grußwort als "geniale Idee". Die Tafeln seien ein "Musterbeispiel gemeinschaftlicher Fürsorge" und "eine der größten sozialen Bewegungen bundesweit".

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