Tafel in Essen:Merkel kritisiert Aufnahmestopp für Ausländer

Nach dem Aufnahmestopp für Ausländer wurden Räume und Fahrzeuge der Essener Tafel mit Graffiti beschmiert. (Foto: imago/epd)
  • Seit Mitte Januar nimmt die Tafel in Essen nur noch Neukunden mit deutschem Personalausweis auf.
  • Nach heftiger Kritik hat sich jetzt auch Bundeskanzlerin Merkel zu der Entscheidung geäußert: Sie sei "nicht gut", man solle keine Kategorisierungen vornehmen.
  • Jörg Sartor, Vorsitzender der Essener Tafel, verteidigte das Vorgehen mit der Begründung, der gestiegene Ausländeranteil schrecke andere Kunden ab.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) lehnt Aufnahmestopps für Ausländer wie im Fall der Essener Tafel ab. "Da sollte man nicht solche Kategorisierungen vornehmen", sagte Merkel am Montagabend in einem Interview mit RTL. Dies sei "nicht gut", zeige aber "auch den Druck, den es gibt". Sie hoffe auf Lösungen, ohne Gruppen auszuschließen. Die Debatte über die Essener Tafel habe zugleich gezeigt, "wie viele Menschen auf so etwas angewiesen sind".

Der Vorsitzende der Essener Tafel, Jörg Sartor, verteidigte die Maßnahme. Diese habe nichts mit Ausländerfeindlichkeit zu tun. Aufgrund der Zunahme an Flüchtlingen sei der "Anteil ausländischer Mitbürger bei unseren Kunden auf 75 Prozent angestiegen". Es solle wieder gerecht verteilt werden.

Die Entscheidung traf auf heftige Kritik

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:"Die helfen uns, und dann sollen sie Nazis sein?"

Die Entscheidung über einen Aufnahmestopp von Ausländern, hat der Tafel in Essen viel Kritik eingebracht. Die Kunden selbst verstehen die Vorwürfe allerdings nicht.

Von Christian Wernicke, Essen, und Ulrike Heidenreich

Zuletzt seien immer weniger Einheimische gekommen, gerade ältere Frauen hätten sich von jungen, fremdsprachigen Männern abgeschreckt gefühlt. Auch alleinerziehende Mütter seien immer häufiger weggeblieben. Die Einrichtung sehe sich deshalb gezwungen, "zurzeit nur Kunden mit deutschem Personalausweis aufzunehmen". Umgesetzt wird die Entscheidung seit Mitte Januar.

Die Entscheidung wurde heftig kritisiert, außerdem wurden Gebäude und Fahrzeuge der Tafel mit "Fuck Nazis"-Graffitis beschmiert. Nach den ersten Reaktionen hatte Sartor mit Rücktritt gedroht, es sei "Schweinerei, unsere Leute so zu diffamieren". Am Dienstag will der Vorstand der Tafel zu einer Krisensitzung zusammenkommen, um über das weitere Vorgehen zu beraten.

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