Synode in Rom:Vatikan geht auf Schwule und Lesben zu

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Erstmals ist nach der Familien-Synode auch von "positiven Aspekten" gleichgeschlechtlicher Beziehungen die Rede (Foto: AP)
  • Die Bischofssynode deutet eine neue Haltung gegenüber Homosexuellen an. Die katholische Kirche betont aber die Bedeutung der Ehe von Mann und Frau.
  • Beobachter sprechen von einem "Erdbeben". Der frühere Papst Benedikt XVI. hatte, als er noch Kardinal Joseph Ratzinger war, Homosexualität als "Anomalie" bezeichnet.

"Positive Aspekte" gleichgeschlechtlicher Beziehungen

Die Führung der katholischen Kirche geht einen Schritt auf Schwule und Lesben zu. Homosexuelle könnten die christliche Gemeinschaft bereichern, hieß es in einem Dokument des Vatikans nach einer Tagung von 200 Bischöfen zum Thema Familie. Erstmals wird darin die Frage aufgeworfen, ob die Kirche diese Menschen willkommen heiße und ihnen einen "brüderlichen Platz" in den Gemeinden anbieten könne, ohne die katholischen Vorstellungen von Ehe und Familie zu verletzen.

Die römisch-katholische Kirche verurteilt homosexuelle Handlungen und lehnt die gleichgeschlechtliche Ehe ab. In dem Dokument gibt es zwar keine Hinweise, dass sie von dieser Haltung abrückt. Doch erstmals ist nun nach der Familien-Synode auch von "positiven Aspekten" gleichgeschlechtlicher Beziehungen die Rede. Die Formulierungen heben sich deutlich von früheren Erklärungen ab, die unter den Vorgängern von Papst Franziskus veröffentlicht wurden. So nannte Benedikt XVI., als er noch Kardinal Joseph Ratzinger war, Homosexualität eine "Anomalie".

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:Mutlos? Bischöfe bleiben in wichtigen Fragen uneins

Als "Anomalie" hatte der frühere Papst Benedikt XVI. Homosexualität bezeichnet, als er noch Kardinal Joseph Ratzinger war. Nun wurde bei einer Synode die Frage aufgeworfen, ob die Kirche diese Menschen willkommen heißen könne, ohne die katholischen Vorstellungen von Ehe und Familie zu verletzen. Doch den Bischöfen fehlt der Mut, Geschiedenen und Homosexuellen ein Signal des Aufbruchs zu senden.

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Ehe nur zwischen Mann und Frau möglich

"Die Identität eines Menschen wird nicht vor allem von seiner sexuellen Tendenz bestimmt", sagte der Erzbischof von Budapest, Kardinal Péter Erdő, bei der Vorstellung des Berichts. In dem Zwischenbericht wird zwar nicht vorgeschlagen, die Doktrin der Verurteilung homosexueller Handlungen zu ändern. "Ohne die moralischen Probleme, die mit homosexuellen Partnerschaften verbunden sind, negieren zu wollen" wird aber festgestellt, dass der gegenseitige Beistand "wertvoll" und positiv für das Leben der Partner sein könne. Grundsätzlich wird aber darauf bestanden, dass eine Ehe nur zwischen Mann und Frau möglich sei. Deren "positive Werte" und ihre Bedeutung sollten gestärkt werden, heißt es.

Dokument ein großer Einschnitt

Der Vatikan-Experte und Buchautor John Thavis spricht angesichts des neuen Tonfalls von einem "Erdbeben". Das Dokument zeige, dass Franziskus beim Thema Ehe und Familie die Barmherzigkeit in den Vordergrund rücke. Die Formulierungen lassen vermuten, dass sich unter den Bischöfen gemäßigtere Kräfte durchgesetzt haben.

Das Dokument "Relatio post disceptationem" (Bericht zum Stand der Diskussion) ist nach einwöchigen Diskussionen der Bischöfe verfasst worden und wurde am Montag in Anwesenheit von Franziskus verlesen. Es bildet die Grundlage für weitere Gespräche in der Synode, die in den kommenden Tagen folgen sollen. Eine weitere Tagung dieser Art ist für 2015 geplant.

© SZ.de/Reuters/AFP/jasch - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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