Hauseinsturz in Florida:Wie nach einem Erdbeben

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Ein Trakt der "Champlain Towers" in Surfside nahe Miami ist in sich zusammengesackt, die Fassade ist weg. Noch ist unklar, wie viele Menschen sich überhaupt in dem Haus befanden. (Foto: AFP)

In einem Vorort von Miami stürzen Teile eines zwölfstöckigen Gebäudes in sich zusammen. Die Zahl der Opfer ist unklar, auch über die Ursache kann bislang nur spekuliert werden. Zunächst ist vor allem eines wichtig: die Suche nach Überlebenden.

Von Oliver Das Gupta

Mit dem Ort Surfside konnte man bislang privilegiertes Wohnen verbinden, er liegt auf einer Insel, die der Metropole Miami im US-Bundesstaat Florida vorgelagert ist. Sonne, Strand, die Wellen des Atlantiks, ein Paradies für Einheimische und Touristen. Künftig wird der Name Surfside allerdings mit einem Unglück behaftet sein, das Menschenleben kostete: In der Nacht zu Donnerstag ist ein zwölfstöckiges Wohnhaus eingestürzt. Teile der Champlain Towers South sind in sich zusammengesackt, "pancaked", wie eine Anwohnerin sagte, die mit dem Schrecken davonkam. Was den Einsturz verursachte, wie viele Menschen dabei zu Tode kamen und ob noch Menschen unter dem Schutt in Hohlräumen lebend zu finden sind: All das war zunächst unklar. Anzeichen für den bevorstehenden Einsturz scheint es nicht gegeben zu haben.

Fest steht: Gegen zwei Uhr Ortszeit war das helle Gebäude mit den ausladenden Balkonen in Teilen eingebrochen. Auf Bildern sind in der Dunkelheit eine abgebrochene Fassade und zahlreiche Trümmer zu sehen. Der Ehemann einer Augenzeugin berichtete dem Sender NBC, seine Frau sei aus dem neunten Stock geflohen. Sie hatte das Gefühl, eine "große Explosion" zu hören. Es habe wie ein Erdbeben geklungen. Ein Anwohner eines Nachbarhauses sagte dem Sender CBS 4 Miami, er habe ein Krachen gehört und gedacht, es handele sich um einen Sturm.

In den ersten Stunden nach dem Unglück sprach der Bürgermeister von Surfside, Charles W. Burkett, zunächst von einem Toten, zehn Menschen seien verletzt, zwei von ihnen schwebten in Lebensgefahr. Wie viele Menschen sich zum Zeitpunkt des Einsturzes in dem Haus befanden, konnte zunächst niemand sagen. Aber die Behörden ließen durchblicken, dass sie mit weiteren Opfern rechnen, die im Schlaf von dem Einsturz überrascht wurden. Die Zahl könnte noch beträchtlich steigen. Denn in dem Hochhaus an der Kreuzung 88th Street und Collins Avenue befinden sich mehr als 100 Wohnungen.

Am Unglücksort, hinter dem in unmittelbarer Nähe die Küstenlinie verläuft, sind Hunderte Rettungskräfte im Einsatz. 80 Feuerwehreinheiten sollen am Ort sein, auch Rettungsteams aus benachbarten Städten, Hunde und Spezialisten suchen in den Trümmern nach Verschütteten. Die Gegend ist weiträumig von der Polizei abgesperrt worden.

Arbeiten auf dem Dach des Hauses

"Das ist eine schreckliche Katastrophe", sagte Bürgermeister Burkett. Die Fassungslosigkeit über den Vorfall ist dem Stadtobersten anzumerken: "In den USA fallen Gebäude nicht einfach in sich zusammen", sagt er. Burkett erwähnt noch Arbeiten am Dach des Hauses, die vor dem Unglück getätigt wurden. Aber ob das mit dem Einsturz zu tun hat? Waren es Baumängel? Oder gibt es doch eine andere Ursache? Bislang herrscht Ratlosigkeit. Besonders alt scheinen die Towers nicht zu sein. Teile des Gebäudes wurden dem Miami Herald zufolge im Jahr 1981 errichtet.

Aber die Ursachenforschung ist nachrangig, zunächst geht es darum, weitere Verschüttete zu finden. Dass Schnelligkeit zählt, dokumentiert ein Video, das ein örtlicher Sender veröffentlicht hat. Dort ist zu sehen, wie Feuerwehrleute einen Jungen aus den Trümmern ziehen und auf eine Trage legen - das Kind lebt.

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:"Das ist eine schreckliche Katastrophe"

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