Süddeutsche Zeitung

Surfside bei Miami:Hochhaus nach Einsturz gesprengt

Noch immer werden mehr als 120 Menschen in den Trümmern vermisst. Aus Sicherheitsgründen reißen Experten die Reste des kollabierten Wohnkomplexes ein - und suchen weiter nach Verschütteten.

Nach dem Teileinsturz des Wohnkomplexes Champlain Towers South im US-Bundesstaat Florida sind die Überreste aus Sicherheitsgründen gesprengt worden. Die Instabilität der Ruine sei gefährlich und behindere den Fortschritt des Bergungseinsatzes im bereits eingestürzten Teil, sagte Daniella Levine Cava, mayor (quasi die Landrätin) des Bezirks Miami-Dade, vor dem Abriss.

Nach der gezielten Sprengung der Gebäudereste entdeckten Einsatzkräfte weitere Leichen. "Seit die Ersthelfer gestern Abend ihre Arbeit wieder aufnehmen konnten, haben wir leider drei weitere Opfer geborgen", sagte Daniella Levine Cava. Die offizielle Zahl der Toten liege nun bei 27.

Der noch stehende Gebäudeteil wurde so gesprengt, dass er an Ort und Stelle in sich zusammensackte. Danach war es Helfern möglich, auch in Abschnitten der Unglücksstelle zu suchen, die bislang zu gefährlich waren.

Der Komplex mit etwa 130 Wohneinheiten in Surfside nahe Miami war am 24. Juni aus noch ungeklärten Gründen teilweise eingestürzt. Seither war rund um die Uhr mit Spürhunden, Spezialkameras und schwerem Gerät nach Verschütteten gesucht worden.

Die Bewohner des noch stehenden Gebäudeteils durften nach dem Unglück aus Sicherheitsgründen nicht mehr zurück in ihre Wohnungen - auch nicht, um vor der Sprengung persönliche Gegenstände herauszuholen. Mehr als 120 Menschen gelten weiterhin als vermisst, wobei unklar ist, wie viele von ihnen sich zum Unglückszeitpunkt tatsächlich in dem Gebäude in Strandnähe aufhielten.

Tropensturm "Elsa" auf dem Weg in Richtung Florida

Die Sprengung wurde aus Sorge um die Stabilität der Ruine wegen eines Tropensturms vorgezogen. Ausläufer des Sturms Elsa werden im Süden Floridas erwartet, angekündigt sind heftige Windböen und starker Regen. Wie der Miami Herald berichtet, riefen Einsatzkräfte die Anwohner der übrigen Gebäude auf, sich nach drinnen zu begeben sowie Fenster und Türen geschlossen zu halten. Auch über einen Alarm auf ihren Smartphones wurden die Bewohner dazu aufgefordert.

Warum das zwölfstöckige, 40 Jahre alte Gebäude zum Teil einstürzte, ist weiterhin unklar. 2018 hatte ein Ingenieursbericht strukturelle Mängel in dem Komplex mit 136 Einheiten festgestellt. Im April warnte der Präsident der Wohnungseigentümergemeinschaft die Bewohner in einem Brief, dass die schweren Schäden rund um die Basis des Gebäudes "deutlich schlimmer" geworden seien. US-Präsident Joe Biden versprach bei einem Ortsbesuch eine gründliche Untersuchung des Vorfalls. Damit solle auch sichergestellt werden, dass sich ein solches Unglück nicht wiederhole.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5342289
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ/dpa/jael/hij
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.