Süddeutsche Zeitung

Supermarkt-Raub von Hannover:Waffe wurde bei vier weiteren Taten benutzt

  • Die Waffe, mit der ein Räuber in einem Supermarkt in Hannover Anfang Dezember einen 21-Jährigen getötet hat, ist noch bei vier weiteren Überfällen benutzt worden. Das ergibt ein Gutachten des Bundeskriminalamtes.
  • Die Polizei glaubt, dass der Mann ein gefährlicher Serientäter ist und möglicherweise noch für viel mehr Taten in Frage kommt.

Waffe aus Supermarktraub bei fünf weitere Taten benutzt

Die bei einem Supermarktüberfall in Hannover eingesetzte Pistole ist nach einem Waffengutachten bei vier weiteren Überfällen benutzt worden. Tatorte waren Burg in Sachsen-Anhalt, Hamm und Bottrop in Nordrhein-Westfalen sowie ein früheres Mal Hannover, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte. Für das vom Bundeskriminalamt erstellte Waffengutachten seien an den Tatorten gefundene Patronen untersucht worden, sagte Oberstaatsanwalt Thomas Klinge.

Ein Räuber hatte am 4. Dezember in Hannover-Stöcken einen 21-jährigen Supermarkt-Kunden erschossen und war dann geflüchtet. Der junge Mann hatte vergeblich versucht, den Täter zu überwältigen. Ein zweiter Kunde erlitt eine Schussverletzung. Nur einen Tag später, trat der Täter erneut in Erscheinung - und überfiel einen Supermarkt in Hemmingen bei Hannover. Bei einem Überfall im westfälischen Hamm im Februar 2014 war eine Kassiererin von einer Kugel verletzt worden.

Polizei geht von Serientäter aus

Die Ermittler gehen davon aus, dass der Gesuchte - Videoaufnahmen zufolge ein kräftiger Mann zwischen 40 und 60 Jahren - ein gefährlicher Serientäter ist. Nach ihm wird europaweit gefahndet. Nach Zeugenaussagen spricht er mit einem osteuropäischen Akzent.

Die Ermittler prüfen nun, ob der Mann auch noch für weitere Verbrechen in Frage kommt: Etwa 20 Überfälle auf Supermärkte in Niedersachsen und angrenzenden Bundesländern im Zeitraum von Oktober 2013 bis Ende dieses Jahres werden daraufhin untersucht. Bei allen Taten gibt es Oberstaatsanwalt Klinge zufolge mehr oder weniger starke Indizien dafür, dass sie der mutmaßliche Raubmörder von Hannover begangen haben könnte. Eine Serie von solch brutalen Überfällen in einem so großen Radius sei sehr selten.

Insgesamt 240 Hinweise

Vor Weihnachten glaubte die Polizei kurzzeitig an einen Erfolg, als Beamte die Festnahme eines dringend Tatverdächtigen in Hamm bekanntgab. Jedoch mussten die Beamten den 48-Jährigen wieder laufen lassen, weil er sich zum Tatzeitpunkt in Russland aufgehalten hatte. Ein Zeuge sowie Mitarbeiter von überfallenen Supermärkten wollten den Mann wiedererkannt haben, hatten sich aber geirrt.

Insgesamt gingen nach der Veröffentlichung von Bildern aus Überwachungskameras etwa 240 Hinweise auf den Supermarkträuber ein. Mehr als die Hälfte von ihnen wurden bereits abgearbeitet, bisher ohne konkrete Spur. Aus Sicht der Ermittler könnte Spielsucht das Motiv des Mannes sein. "Er muss Druck haben", sagte Oberstaatsanwalt Klinge.

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dpa/olkl/ebri
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