Süddeutsche Zeitung

Super Mario:Schluss mit Rohrzange

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Er war immer der bodenständige Klempner, der im Blaumann Prinzessinnen rettete und Monster bekämpfte. Doch damit ist nun Schluss: Super Mario bekommt ein neues Image verpasst. Zum Leidwesen der Zunft.

Von Michaela Schwinn

Mancher Prominenter musste sich ganz schön abrackern, bevor er in die Glamourwelt aufsteigen durfte: Schweinehälften zerlegen zum Beispiel (Stefan Raab), oder auch Haareschneiden (Danny DeVito). Gewiss würde der eine oder andere seine beruflichen Verirrungen lieber aus dem Lebenslauf streichen - wer gibt schon gerne zu, dass er mal Damenschuhe verkaufte (George Clooney)? Super Mario, Videospiel-Berühmtheit und weltweit einziger Klempner mit Promi-Faktor, stand seit jeher zu seiner Zunft, und das völlig ungeniert: In Blaumann und Arbeitsschuhen stapfte er durch Fantasiewelten, rettete Prinzessinen und kämpfte gegen Monster.

Aber jetzt soll damit Schluss sein, denn Super Marios Schöpfer bei Nintendo haben einen Imagewechsel beschlossen. "Tatsächlich scheint es, als habe Mario vor langer Zeit einmal als Klempner gearbeitet", heißt es in der überarbeiteten Charakterbeschreibung von Nintendo. Stattdessen mache er - ausgerechnet er, der Vorzeigehandwerker! - nun "alles, was cool ist", also: Tennis oder Basketball spielen oder Rennen fahren.

Spannend: Ob Mario nun sein Styling ändern muss? Fürs Tennismatch dürften die klobigen Arbeitsschuhe eher hinderlich sein, zum Rennfahren auch. Warum die Firma vom Klempner-Image Abstand nehmen will, ist nicht zu erfahren. Dabei machte Mario ja sein Beruf zum Sympathieträger, zum bodenständigen Helden. Manche behaupten auch, er habe die Bezeichnung "Klempner" erst bekannt gemacht. So gesehen passt der Imagewandel dann doch wieder in diese Zeit: Die Zahl der jungen Leute, die handfeste Ausbildungsberufe lernen wollen, nimmt stetig ab. Da drängt sich diese Frage natürlich auf: Ob sich jetzt, da sich auch der lustigste Vertreter der Zunft losgesagt hat, noch weniger für den Beruf des Klempners entscheiden werden? Frank Ebisch sagt, ihm wurde diese Frage in den vergangenen Tagen häufiger gestellt. Ebisch ist Sprecher des Zentralverbandes Sanitär, Heizung und Klima, und er nimmt die Frage durchaus ernst: "Wenn schon Nintendo den Klempner einmottet, dann müssen wir uns wohl noch mehr Mühe geben, Nachwuchs zu finden." Wobei, damit das nicht missverstanden wird, es sei jetzt nicht so, dass Mario der Branche viele neue Lehrlinge verschafft habe. Und: Luigi, Marios Bruder in grüner Latzhose, ist weiter im Familienbetrieb tätig. Zum Sportstar hat es bei ihm noch nicht gereicht.

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Quelle:
SZ vom 06.09.2017
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