Süddeutsche Zeitung

Südkorea:Zoll fängt Tausende Kapseln aus Menschenfleisch ab

Der südkoreanische Zoll hat mehr als 17.000 Kapseln beschlagnahmt, die offenbar aus den toten Körpern von Säuglingen und Ungeborenen hergestellt wurden. Die Pillen sollen aus China stammen.

Die Kapseln kommen per Post oder im Reisegepäck von Touristen ins Land, angeblich wird ihnen heilende Wirkung zugesprochen - und sie sind offenbar aus den toten Körpern von Babys und Ungeborenen hergestellt worden: Tausende solcher geschmuggelten Pillen hat der südkoreanische Zoll in den vergangenen Monaten konfisziert. Das teilte die Behörde in einer Zwischenbilanz mit. Der Zoll geht seit vergangenem Jahr gegen die illegale Einfuhr von derlei Pillen vor.

Die 17.450 Kapseln, getarnt als Mittel zur Steigerung der Leistungsfähigkeit, sollen Medienberichten zufolge aus Nordchina stammen und von dort lebenden Exil-Koreanern ins Land gebracht worden sein. Wie südkoreanische Medien weiter berichteten, werde eine Kapsel in Südkorea für 40.000 Won (etwa 27 Euro) verkauft. Diese Angaben wollten Zollbeamte mit Blick auf mögliche Spannungen mit der Regierung in Peking gegenüber der Nachrichtenagentur AP allerdings nicht bestätigen.

Laut Mitteilung des südkoreanischen Zolls wurden die Pillen aus getrockneten und zerkleinerten Körpern toter Säuglinge und Föten hergestellt. Die Schmuggler gaben demnach an, über die Inhaltsstoffe der Pillen nicht Bescheid gewusst zu haben. AP zitierte eine anonyme Quelle aus den Reihen des Zolls, wonach zwar alle Pillen konfisziert, jedoch niemand verhaftet worden sei, weil die Mengen zu "gering" und die Schmuggelware "nicht zum Verkauf bestimmt" gewesen sei.

Die Behörde warnte davor, dass die Kapseln ein erhebliches Gesundheitsrisiko darstellten. Sie enthielten Substanzen, die eine tödliche Wirkung haben könnten.

Wie das Wall Street Journal in seinem China-Nachrichtenblog berichtete, begann Südkorea seine Offensive gegen den Medikamentenschmuggel nach einer TV-Dokumentation im vergangenen Jahr. Einer der größten Nachrichtensender des Landes hatte demnach in einer Dokumentation chinesischen Pharmazieunternehmen vorgeworfen, mit Abtreibungskliniken zusammenzuarbeiten um Pillen aus Menschenfleisch herzustellen. Diesen werde heilsame Wirkung zugeschrieben. Auch die chinesischen Behörden leiteten nach der Ausstrahlung Ermittlungen ein.

Wie das Wall Street Journal weiter berichtet, ist der Verzehr von menschlicher Plazenta in China offenbar nicht ungewöhnlich: Dem Mutterkuchen werden demnach positive Wirkungen für Kreislauf und Blutkörperproduktion zugeschrieben.

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