Südasien:Schicksal zehntausender Menschen weiter ungewiss

Ungeachtet der weltweiten Hilfe für die Flutopfer ist die Zahl der Toten auf mehr als 130.000 gestiegen. Die Suche nach Tausenden von Vermissten geht weiter, doch die Hoffnung, Überlebende zu finden ist nur noch gering.

Nach offiziellen Angaben starben allein in Indonesien rund 80.000 Menschen. Die größten Zerstörungen entstanden in der indonesischen Provinz Aceh.

Südasien: Unter Hunderten von Toten versuchen diese zwei Deutschen in Ban Muan bei Phuket die Leichen von Bekannten zu finden.

Unter Hunderten von Toten versuchen diese zwei Deutschen in Ban Muan bei Phuket die Leichen von Bekannten zu finden.

(Foto: Foto: Reuters)

Nach der Flutkatastrophe in Südasien ist die Zahl der Todesopfer alleine in Indonesien nach Regierungsangaben auf knapp 80.000 gestiegen. Am Donnerstag seien rund 28.000 weitere Leichen im besonders schwer getroffenen Nordwesten der Insel Sumatra entdeckt worden, teilte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums in der Hauptstadt Jakarta mit.

Bis zum Abend (Ortszeit) sei die offizielle Zahl der Todesopfer durch die Flut auf 79.940 gestiegen. Bislang war von rund 52.000 Toten die Rede gewesen.

Auf Sri Lanka bestätigten die Behörden bislang 23.100 Tote. Der Koordinator der EU-Hilfe auf Sri Lanka, Philippe Nardin, erwartet "am Ende 40.000 bis 50.000 Tote".

Auf den Malediven wurden 75 Tote offiziell bestätigt. In Thailand lag die Zahl der offiziell bestätigten Toten bei mehr als 2200. In Indien wurden bislang 7330 Tote offiziell bestätigt, allein auf den Nikobaren werden 5900 Menschen vermisst. Inoffizielle Schätzungen gehen von mehr als 10.000 Toten in Indien aus.

Hunderttausende Überlebende sind nach Einschätzung der Gesundheitsbehörden von Krankheiten bedroht. Zehntausende weitere Helfer würden benötigt, um die Seuchengefahr durch verwesende Leichen einzudämmen. Hunderttausende Einwohner wurden obdachlos.

Die Behörden befürchten, dass die Zahl der Toten noch weiter steigt. Tausende Menschen galten weiterhin als vermisst. Es wurde vermutet, dass viele von ihnen unter Tonnen von Schutt und Schlamm begraben wurden.

Alleine am Donnerstag beerdigten Helfer rund 2000 Tote in Massengräbern. Unterdessen entsandte die Regierung in Jakarta mehrere hundert Ärzte und Soldaten in die Krisenregion. Allerdings behinderten Abstimmungsprobleme zwischen Behörden, Militär und zivilen Einsatzkräften sowie Benzinmangel die Hilfsaktionen, hieß es.

Der indonesische Präsident Susilo Bambang Yudhoyono schlug eine internationale Konferenz vor, auf der konkrete Hilfen für die betroffenen Staaten vereinbart werden sollen. UN-Generalsekretär Kofi Annan habe die Idee begrüßt, sagte der Staatschef. Auch US-Präsident George W. Bush habe sich positiv geäußert.

Sozialminister Alwi Shihab sagte, am dringendsten würden nun Nahrungsmittel und Medikamente benötigt. "Daneben müssen wir das Problem der Leichen bewältigen. Die Toten dürfen nicht länger im Freien liegen, sie müssen sofort beerdigt werden." Außerdem müssten umgehend Feldlazarette für die Verletzten aufgebaut werden.

Nach Angaben des Generaldirektors des medizinischen Dienstes im Gesundheitsministerium, Sri Astuti Suparmano, trafen zwar inzwischen Medikamente im Katastrophengebiet ein.

Allerdings fehle es an Fahrzeugen, um die Arzneien auch verteilen zu können. Die Behörden ordneten den Bau von Notbrücken an Sumatras Westküste an, damit Hilfsgüter die Betroffenen schneller erreichen können.

Die Vereinten Nationen sprachen von einer "außerordentlich großen Hilfsbereitschaft" weltweit. Beim Deutschen Roten Kreuz gingen in den ersten zwei Tagen rund 3,4 Millionen Euro Spenden ein.

In Indien und Sri Lanka sorgte unterdessen neuer Tsunami-Alarm für Panik an den Küsten. Der 48 Stunden lang geltende Flutwellen-Alarm war vom indischen Innenministerium ausgelöst worden. Das Ministerium berief sich auf Warnungen ausländischer Wissenschaftler vor einem möglichen starken Beben nahe Australien.

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