"Es ist anzunehmen, dass der tote Fahrer mit seinem Fuß auf dem Gaspedal das Leben seiner Mitfahrer gerettet hat." Es ist der letzte Satz auf einem kleinen Blatt Papier, mit schöner Handschrift verfasst, von der Frau, die plötzlich Witwe ist. Der Fahrer war ihr Mann, Jörg S. aus Fulda in Hessen. Zusammen mit zwei Freunden war das Ehepaar auf dem Weg zum Kruger-Nationalpark in Südafrika. Wenige Hundert Meter vor einem der Haupteingänge stellte sich plötzlich ein Auto vor ihnen quer über die Straße, drei bewaffnete Männer stiegen aus. Jörg S., 67, öffnete die Zentralverriegelung des kleines Busses, wurde sitzend von einem Schuss getroffen und war bald darauf tot, so beschreibt es die Witwe. Der Rückwärtsgang sei eingelegt gewesen, der Fuß des Toten noch auf dem Gaspedal, der Bus raste rückwärts durch eine Mauer auf ein Grundstück. Die Anwohner kamen, die Täter flüchteten. Ihr toter Mann hat ihr das Leben gerettet. Auf einem kleinen Zettel hat sie die Geschichte aufgeschrieben.
Südafrika:Ist das Leben eines Touristen mehr wert als das Leben eines Südafrikaners?
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Gerade erst hat in Südafrika die Hauptsaison begonnen, die erste halbwegs normale nach zwei Jahren Pandemie. Die Tourismusministerin verspricht nach dem Mord an dem deutschen Urlauber, ihr Land sei sicher.
(Foto: Ben Pipe/mauritius images)Ein deutscher Urlauber wird am Kruger-Nationalpark erschossen - die Politik legt auf einmal einen besonderen Aufklärungseifer an den Tag. Und was ist mit den vielen, vielen anderen Morden im Land?
Von Bernd Dörries, Kapstadt
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