SZ-Serie "Ein Anruf bei...":Geschäftsidee: Betteln mit Spaß

Lusindiso, 27

"Lass uns Mittagessen gehen, du zahlst": Mit solchen Schildern ist Lusindiso Malgas in Südafrika ziemlich berühmt geworden.

(Foto: Annique Bester)

"Why a lie? I need cash 4 cold beer": Bettler Lusindiso Malgas will mit seinen Schildern am Straßenrand die Südafrikaner auch zum Lachen bringen - mit Erfolg.

Interview von Franziska Osterhammer

Lusindiso Malgas, 27, ist kein gewöhnlicher Bettler und das ist auch der Grund, warum er in seiner Heimat Südafrika unversehens zu Ruhm gekommen ist. Mit Pappschildern steht er auf einem Grünstreifen an einer Kreuzung in Tableview Blouberg und grinst Autofahrer an. "Für 20 Rand werde ich Malema die Haare schneiden", hat er zum Beispiel auf ein Schild gekritzelt. Man muss dazu wissen, dass Julius Malema im Land ein bekannter linker Oppositionspolitiker ist. Und ein Glatzkopf.

SZ: Herr Malgas, eine wichtige Frage vorab, haben Sie denn keine Angst, sich an der Kreuzung vor lauter Menschen mit Corona anzustecken?

Lusindiso Malgas: Social Distancing ist mir sehr wichtig, ich desinfiziere meine Hände regelmäßig und die Autofahrer halten die Fenster geschlossen. Um das Geld durchzugeben, öffnen sie sie nur einen kleinen Spalt. Nur die Maske kann ich nicht immer tragen, ich muss meinen Klienten schließlich mein Lachen zeigen.

Ihren Klienten?

Das sind sie ja. Sie kommen immer bei mir vorbei, geben mir Geld, passen auf mich auf. Ich arbeite also mit ihnen.

Wie sind Sie denn auf diese, nun ja, Geschäftsidee, gekommen?

Ich habe in der Corona-Pandemie meinen Job in einem Supermarkt verloren, also musste ich mir etwas anderes suchen. Ich habe drei Kinder, denen ich Essen kaufen muss. Außerdem war mir ziemlich langweilig. Aber ich wollte nicht einfach nur betteln, ich wollte die Leute zum Lachen bringen, gerade in Zeiten wie diesen. Also habe ich mein erstes Schild gemalt.

Sagen Sie uns doch mal, welches das Beste ist.

Oh, es gibt so viele. Ich finde meinen Klassiker "Lass uns Mittagessen gehen - du zahlst" ziemlich witzig. Aber ich mag auch meine politischen Schilder.

Solche wie "Will smack Ramaphosa for R20", also Ihr Angebot, dem Präsidenten Südafrikas für 20 Rand eine Ohrfeige zu geben?

Nun, die Leute waren wütend, weil die Geschäfte nicht öffnen durften wegen Corona. Ich wollte sie unterstützen. Auf meine Art und Weise.

Wie reagieren die Leute denn auf Ihre Schilder?

Sie lachen eigentlich alle. Und sie geben mir Geld, nur dank ihnen kann ich gerade meine Miete zahlen, meine Familie ernähren und sogar meinen Eltern Geld schicken. Mittlerweile bin ich auch ziemlich bekannt. Manchmal sitze ich einfach nur an der Ampel, ohne ein Schild in der Hand zu halten. Dann kommen sie zu mir her und sagen: "Hey Buddy, zeig uns, was du heute geschrieben hast!" Sie erwarten immer etwas Neues, und das motiviert mich. Sonst würde ich ja auch nicht mit Journalisten aus Deutschland oder England sprechen.

Sie treten mittlerweile im Internet ja auch ziemlich professionell auf.

Ja, dank Brendan Cottle. Er war einer meiner Klienten, ich habe ihn an der Ampel kennengelernt. Er ist Geschäftsmann. Ich habe ihm meine Geschichte erzählt und er wollte mir helfen. Also hat er eine Backabuddy-Seite (Crowdfunding-Plattform, Anm. d. Red.) erstellt. Mittlerweile kümmert er sich auch um meinen Instagram-Account. Und ich werde mir bald ein Haus kaufen.

Das ging ja schnell.

Als ich die Seite das letzte Mal aktualisiert habe, waren schon fast 60 000 Rand (circa 3000 Euro) zusammengekommen. Mit etwas Glück bin ich Ende Dezember Hausbesitzer.

Und dann?

Dann male ich weiter Schilder, hoffentlich. Ich würde gerne Marketing-Schilder für Unternehmen machen, zum Beispiel für McDonald's. Und vielleicht lasse ich meine Sprüche auch auf T-Shirts drucken und verkaufe die dann. Es wird auf jeden Fall ein Business.

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