Bei einem Staudammbruch im Osten des Sudans sind nach Angaben der Vereinten Nationen (UN) mindestens 30 Menschen umgekommen. Lokale Medien sprechen gar von doppelt so vielen Opfern. 150 bis 200 Menschen werden laut einem Ersthelfer vermisst. Die Fluten haben außerdem mindestens 20 Dörfer zerstört, die Häuser von rund 50 000 Menschen sind der UN zufolge betroffen. „Die Gegend ist nicht mehr wiederzuerkennen. Die Strom- und Wasserleitungen sind zerstört“, schrieb Omar Eissa Haroun, Chef der Wasserbehörde des Bundesstaates Rotes Meer, in einer WhatsApp-Nachricht an seine Mitarbeiter.
Der Dammbruch bedroht nun auch die Wasserversorgung von Port Sudan, der wichtigsten Hafenstadt des Landes. Port Sudan ist derzeit die De-facto-Hauptstadt des Landes, Sitz der Regierung, von Diplomaten und Hilfsorganisationen sowie Zufluchtsort für Hunderttausende Vertriebene. Der Arbaat-Staudamm, der am Sonntag nach heftigen Regenfällen brach, liegt etwa 40 Kilometer nördlich von Port Sudan, sein Staubecken war eine Hauptquelle frischen Wassers für die Stadt. Experten warnen vor einer drohenden Wasserknappheit.
Die Regierung gab bekannt, dass landesweit bereits 132 Menschen bei Überschwemmungen ums Leben kamen, vor zwei Wochen waren es 68. Der UN-Nothilfeagentur OCHA zufolge sind etwa 317 000 Menschen von Regenfällen und Hochwassern betroffen, mindestens 118 000 Menschen wurden dadurch vertrieben. In einigen Bundesstaaten schwemmte das Wasser des übergetretenen Nils Giftschlangen und Skorpione auf Straßen und Felder. Das Risiko von um sich greifenden Krankheiten steigt: Das sudanesische Gesundheitsministerium hat bereits vor Tagen eine Choleraepidemie mit mehr als 500 Erkrankten und bisher 27 Todesfällen bekanntgegeben. Die Hälfte der 50 Millionen Einwohner Sudans leidet unter Nahrungsmittelknappheit.
Die neuerliche Flutkatastrophe dürfte die Notlage verschärfen, die bereits von Bürgerkrieg und vernachlässigter Infrastruktur geprägt ist: Seit April 2023 kämpfen die Armee und die paramilitärische RSF-Miliz offen um die Macht im Land. Jüngste Gespräche in der Schweiz, von den USA angestoßen, konnten keine Waffenruhe hervorbringen. Dafür soll mehr humanitäre Hilfe ins Land fließen.